rechnender Raum

CC by-nc-nd rechnender Raum (by Ralf Bäcker)

Vor 2 Wochen habe ich ein Seminar zu Blogs und seinen Möglichkeiten in den politischen Meinungsbildungsprozess einzugreifen. Schon die trennscharfe Definition eines Blogs im Gegensatz zu einer „traditionellen“ Webseite fiel schwer. Ein Blick in die Wikipedia half auch nicht weiter, die beiden Begriffe sind im Laufe der letzten Jahre miteinander verschmolzen. In einem Blog werden äußerst subjektiv Meinungen aggregiert, diese werden in der Regel in einer Chronologie abgebildet, wobei das Aktuellste immer oben zu finden ist. Viele den Teilnehmern bekannte Webseiten sind aber ähnlich strukturiert, wie z.B. ihre Tageszeitung. Die Definition, die Robert in seinem Blogbeitrag „Modern Blogging“ entwickelt hat, kommt dabei dem heutigen Verständnis von „bloggen“ wesentlich näher. Er reduziert sich nicht nur auf eine Plattform, sondern sieht auch Facebook, Twitter und Co als Blogs an. Robert zählt eine Reihe von Grundelementen auf, die das Bloggen ausmachen:

  1. Vernetzung
  2. Dezentralität
  3. Kommunikation
  4. Sharing

Bloggen ist der Diskurs über die eigene Plattform und den eigenen Kommunikationsradius hinaus. Gleichzeitig kann ein Blog die wichtigen Fäden wieder zusammen führen. Dem Problem der Dezentralität wird mit Redundanz begegnet. Das eigene Blog ist somit Stifter von Kommunikation, Beteiligter im laufenden Diskurs und Aggregator zugleich. Dazu sind nicht nur Artikel nötig, die zusammenfassen und neue Gedankengänge formulieren, sondern auch schon vorhandene Ideen spiegeln um sie einer erweiterten Leser- und damit Diskursgruppe zur Verfügung zu stellen (Sharing).

Damit werden nicht Blogs, sondern Artikel zu Strassenkreuzungen der Kommunikation, die nicht wie in einem Diskussionsforum linear, sondern chaotisch und verteilt sind. Das gilt nicht nur für den Diskussionsgegenstand, sondern auch für die Diskussionsgruppe. Deshalb ist es nötig, die vorhandenen Diskussionsfäden zusammenzuführen, zumindest so gut es geht.

Die Trackback-Funktion war ein erster vorsichtiger Versuch: Beiträge des eigenen Blogs als Kommentar in fremden Blogs anzuzeigen, wenn im eigenen Beitrag auf das fremde Blog verlinkt wurde. Dahinter steckt die uralte Idee bidirektionaler Links, die zwei Texte aufeinander beziehen.

Backtype ist ein Dienst, der nach solchen rückführenden Links sucht. Damit lassen sich Beziehungen zu Texten abbilden. Immer dann, wenn ich in fremden Blogs kommentiere und meine Blogadresse angebe, werden mit Hilfe von Backtype diese Kommentare auch in meinem Blog angezeigt. Dazu habe ich in meinem WordPress-Blog das Plugin Outgoing Comments (Tracker) installiert. Auf der rechten Seite sind erste Ergebnisse zu sehen, auch wenn hier nicht alle Kommentare gelistet werden, die ich geschrieben habe, so ist zumindest das Prinzip erkennbar. Ich versuche My Comments Elsewhere zu installieren, um die Outgoing Comments zu ersetzen. Dieses Plugin verspricht einen wöchentlich oder monatlich aktualisierten Readers Digest, mit den eigenen Kommentaren in fremden Blogs. Idealerweise werden die wiederum zu eigenen Beiträgen im Blog, also Trackback rückwärts.

Ausserdem habe ich BackType Connect installiert. Damit werden die Twitter-, Friendfeed-, Digg-, Reddit- und Blogverweise in die Kommentare zum jeweiligen Artikel eingebunden. So wird der Diskurs sichtbar, der sich über viele andere Plattformen verteilt.

Das ist zumindest ein erster Versuch, das eigene Blog als eine Interaktionsschnittstelle zu begreifen. Der Mehrwert für Lernzusammenhänge liegt nahe. Es spielt keine Rolle mehr wie unbekannt das eigene Blog ist, solange die Kommunikation zu einem Thema nicht nur in WordPress o.ä. sondern über viele verschiedene Plattformen hinaus geführt wird. Zumindest sind per Trackback die Artikel anzupingen, über die sich der Diskurs erstreckt, auf den ich mich beziehe. so kann jeder sofort in die verteilte Diskussion miteinbezogen werden