Mehr unfreiwillig war ich letzten Mittwoch auf der Didacta. Die Vorurteile eines renitenten Pädagogen gegenüber einer kommerziellen Veranstaltung waren entsprechend groß: Hier feiern sich all die Institutionen, die Bildung von gestern für Menschen von heute machen. Und es treffen sich Pädagog_innen, die es immer noch nicht verstanden haben und mit allen Mitteln versuchen jede Veränderung aufzuhalten und zu verteufeln.
Aber so war es nicht. Ich war auf eine Art angenehm überrascht von der Didacta und ging mit vielen guten Eindrücken nach Hause:
- Ich habe eine mobile Whiteboard-Variante kennengelernt, die noch kleiner ist, als die mir bisher bekannte. Und deshalb auch neben dem Adapter für das VGA Kabel des Beamers und dem Laptop locker in den Rucksack passt. Damit können Vorträge der Zukunft gemeinsam mit den Zuhörenden weiterentwickelt werden. Und sagt mir nicht, es werde keine Vorträge mehr geben.
- Ich habe ein fantastisches Raumteilersystem kennengelernt, dass im Lernarium zum Einsatz kommen sollte.
- Ich habe ein Kartenspiel gesehen, mit dem Kinder die Raum-Lage-Beziehung trainieren können, etwas dass wir zu Hause gerne spielen werden.
- Ich habe den aktuellen Mindstorms von Lego begutachtet. Schulen brauchen soetwas.
[podlovevideo src=“http://www.dotcomblog.de/wp-content/uploads/2013/02/2013-02-20-11.54.30.mp4″ type=“video/mp4″] - Vieles in der Halle der Elementarpädagogik hat mich beeindruckt.
Zu mobilem Lernen habe ich wenig gesehen, nein gar nichts. Dafür jede Menge Smartboards, 3D Fernseher, die einen 3dimensionalen Klassenraum nachempfinden, in denen Elektronen zu sehen sind, die durch die 3D Brille betrachtet, um Atomkerne kreisen. Der Sinn hat sich mir nicht so ganz erschlossen, außer dass es sehr gut visualisiert war.
Und immer wenn Bestseller Autoren auf Politik treffen, konnte ich mich nur noch fremdschämen. So ging es mir zumindest bei einer Stipvisite zu einer Podiumsdiskussion mit Löhrmann, Precht und dem Leiter der Abteilung Bildung der Bertelsmann Stiftung.
Precht sagt, wenn in den USA 5% schlechte Lehrer durch mittelmäßige ersetzt würden, würden sie an Finnland vorbeiziehen #didacta13
— Guido Brombach (@gibro) 20. Februar 2013
Es war nicht die Messe der inspirierten Digitalfront, ok. Es wurde gezeigt, was sich verkaufen lässt, jedenfalls zur Zeit. Und ehrlich gesagt bin ich skeptisch, ob die Digitalisierung des Schulbuchs die Transformation der Bildung ins 21. Jh. weiterbringt. Was die Transformation der Bildung voranbringen würde, sind Pädagog_innen mit Leidenschaft. Nicht solche, die mit dem Hackenporsche die Taschen auf der Didacta voll machen, sondern die, die sich aufreißen, weil es 2 in der Klasse oder im Seminar gibt, den Lernstoff nicht verstanden haben. Der Einsatz der digitalen Medien ist dabei zweitrangig.
Schaut auf die Educamper_innen: Die mich immer wieder überwältigende Motivation vieler Teilnehmenden zeigt, dass es in Wirklichkeit um die Begeisterung für die Sache geht und nicht zwangsläufig um die digitalen Medien in der Bildung. So gesehen habe ich auf der Messen viele tolle Ideen gesehen, die mit Leidenschaft an die eigene Wirklichkeit angepasst werden müssen. Dann sind auch SMARTboards nicht per se zu verurteilen. Es liegt nur an unseren Ideen daraus auch etwas machen zu wollen. Auf der Didacta konnte man Material sehen, die Einbettung muss der Lehrende schon selbst leisten.
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