„Jeder muss heute mit dem Computer umgehen können“ – So die These eines Seminars, das ich gerade in Hattingen begleite. Früher hieß der Titel „Keine Angst vor Computern“ und sollte auch die Berührungsängste mit der neue digitalen Technologie thematisieren. DEN Computeranfänger gibt es aber nicht mehr, schon lange hat er/sie einen Computer zu Hause stehen, kann ihn aber nicht so richtig bedienen, bzw. sehnt sich nach dem Referenten, der in kurzer Zeit einen Fachmann aus ihm macht, damit man nicht ständig jemanden fragen muss. Aber genau das ist das Wesen des Computers, interaktiv werden, jemanden fragen, wenn man nicht weiter weiß, das passiert Geeks und Nerds genauso wie den Computeranfängern. Aber das Umgekehrte passiert: Wissen wird nicht ausgetauscht. Wie zur Säule erstarrt wartet man, dass das erschienene Dialogfenster, gleich einen Tipp für die richtige Anwort geben wird. Es wir gelesen und geschaut, aber nicht verstanden, wahrscheinlich weil Computeroberflächen doch nicht so intuitiv sind, wie man immer glaubt. Hätte es sie jedoch nie gegeben, hätte sich der Computer als Massenmedium sicherlich nicht durchgesetzt.
Aber liegt auch am Menschen: Wo ist seine Kritikfähigkeit, seine Kreativität geblieben, es scheint als sei sie ihnen während der Arbeit mit dem Rechner abhanden gekommen. Keine Gesellschaftskritik über die Verdummung durch Medien, sondern die Frage, wie ein Medium, das im Gegensatz zu vielen der analogen Medien (Zeitung, Rundfunk, TV) Aktivität vom Nutzer erfordert, wie eben ein solches Medium genau das Gegenteil erreicht, also passiv abzuwarten. Vielleicht ist der Computer durch seine grafische Ausgabe dem TV so ähnlich, dass viele vergessen, wozu die Tastatur und die Maus dienen könnten. Eine kritische Auseinandersetzung wird auch vermieden, dabei hat es Frieder Nake gestern in einem Vortrag so treffend beschrieben: Es war eine leise Revolution, ohne Tote, aber sie hat unsere Kultur, unsere Gesellschaft grundlegend verändert. Gemeint ist die Digitale Revolution. So leise, dass niemand gemerkt hat, dass sich alles verändert.
Der Computeranfänger interessiert sich naturgemäß nicht für das was war, er hat genug damit zu tun, zu verstehen, was ist. Und solange man nicht weiß, wovon man redet, ist das kritische Potential auch nicht gestärkt. Was ist also zu tun? Jenseits der Bevormundung durch grafische Oberflächen wie Windows Vista brauchen wir Computeroberflächen, die einfach , d.h. nicht komplex sind. Auf dem eeepc ist vielleicht ein solcher Ansatz zu sehen. Nicht viel Auswahl, sondern womöglich eindeutige Pfade, jedenfalls für den Anfang. Aber auch die Fähigkeit zu generalisieren und auszuprobieren. Kreativität ist jenseits der inhaltlichen Auseinandersetzung nur schwer möglich. Erst wenn die Technik in den Hintergrund verschwindet, kann die inhaltliche Auseinandersetzung Vorrang bekommen. Erst wenn man den Computer nicht mehr erklären muss, kann man ihn auch aktiv gebrauchen, um gesellschaftliche Veränderung anzustoßen oder sich an Verbesserungsprozessen beteiligen. Für 04.11. konzipiere ich für das Archiv der Zukunft eine Klausur zum Thema „Neues lernen mit Medien“. Die Grundlage ist das eben geschriebene, nur dann können sich die Potentiale der Nutzer vernetzen.
habe vor einigen tagen ueber aenliches geschrieben:
http://klisch.net/?p=965
und
http://klisch.net/?p=966
gruss andreas
habe vor einigen tagen ueber aenliches geschrieben:
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und
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gruss andreas
[…] Update vom 06.08.2008 auf dem dotcomblog: Didaktik für Computeranfänger […]