Mich beschäftigt seit einigen Tagen mal wieder das Thema „Digitale Medien in Kinderhänden.“ Neben den Gefahrensehern und den passiven Fernsehzuschauern scheint wenig Platz für die Kreativen zu sein. Wie können Eltern ihrer Aufsichtspflicht gerecht werden und gleichzeitig die Kinder zu den Heldinnen der digitalen Welten gemacht werden, die sie sein müssten? (So formulieren es Tanja und Johnny Häusler bei ihrem epischen und sehenswerten Netzgemüse Rant auf der rp13). Oder liegt an der mangelnden Kreativität der Eltern, sich vorstellen zu können, dass Kinder keinen Unterschied zwischen spielen und lernen machen?

Vor kurzem bin ich über ein Interview gestolpert, dass im Auftrag von Radio Essen nach einem Vortrag im Rahmen von „Elterndialog im Zentrum“ am Gymnasium Am Stoppenberg in Essen aufgenommen wurde.

„Ich denk ma so, die Kinder wissen heute schon mehr über das Internet als wir als Erwachsene. Was die da alles machen, da guckt man.  Wenn man schon sacht ‚Was machst du denn da wieder und woher weisst du das, ne. Also die Kinder, sach ich ma, sind da einfach schon weiter mit der Entwicklung mit den ganzen Medien, als wir Erwachsenen.“ (Zitat aus einem Radiointerview von Radio Essen. Der gesamte Beitrag ist hier nachzuhören)

Die interviewte Frau hat recht, aber wie kommt man nach dieser Erkenntnis auf die Idee, sich als Eltern zu sorgen? Eine Pädagogik, die getrieben ist von der Sorge um unsere Kinder ist schlecht beraten.

Der Beitrag ist übrigens im Rahmen eines Vortrags mit dem Titel „Eltern im medialen Dschungel“ aufgezeichnet worden. Natürlich sind nicht die Eltern, sondern die Kindern gemeint gewesen, eine weit verbreitete Verwechselung . Sorgen sollten wir uns nicht um die Kinder, sondern um die Erwachsenen. Die Erwachsenen, die der Kinder wegen Handy-Garagen erfinden um selbst z.B. während des Essens nicht in die Versuchung zu kommen, zum allgegenwärtigen Kommunikationsbegleiter zu greifen.

Mit Erziehung hat der Gebrauch der Medien nicht viel zu tun, wenn die Eltern selbst noch jede Menge Nachholbedarf haben. Wir stehen vor der seltenen Chance gemeinsam mit unseren Kindern den Umgang mit digitalen Medien zu erforschen.

Das Fazit des Elternabend wird im Radiointerview wie folgt gezogen: „Ruhe bewahren und mit den Kindern einfach mal über ihre Internetnutzung reden.“ -Bullshit, reden. Liebe Eltern, lasst euch von euren Kindern die digitalen Welten zeigen, die sie mit Leben und ihrer Fantasie füllen. Nach dem mein 7 jähriger Sohn in Minecraft nicht nur selbst kreativ geworden ist, sondern sich auch über Youtube jede Menge Wissen über diese Welt angeeignet hat (ja, autodidaktisch ohne das Antreiben durch die Eltern oder die Schule), habe ich mit ihm eine Reihe begonnen, in der er mir erklärt, was man mit Minecraft so alles „craften“ kann:

Begebt euch also in die Kinderzimmer oder holt die Kinderzimmer in eure Wohnzimmer und versucht zu verstehen, liebe Eltern, was eure Kinder fasziniert und interessiert und ihr werdet sehen, wie ungefährlich das Internet sein kann.

Noch ein Hinweis, für alle, die diesen Artikel vor dem 23.2.14 lesen: Das medialiteracylab an der Uni Mainz veranstaltet einen kostenlosen und für alle offenen Kurs nicht nur für Eltern mit dem Titel: „Kinderzimmer Productions. Eine Expedition in digitale Kinder- und Jugendwelten“.