Die Zeit Nr 12 schreibt „Die Anhänger der Reformpädagogik suchen einen Weg aus der Krise“ (Seite 71)(leider nicht online zu haben). Die Reformpädagogik sieht sich auf dem Prüfstand und sorgt sich vor einem kollektiven Rollback in die traditionelle Pädagogik.
Anlass sind die Missbrauchsfälle in der Odenwaldschule, einem reformpädagogischen Urgestein. Hier haben sich offensichtlich die Leitfiguren der Reformpädagogik die Klinke in die Hand gegeben bzw. sich miteinander vernetzt. Der Leiter der Schule Gerold Becker, dem die FAZ schon 1998 Missbrauchsfälle nachgewiesen hat, werden weitere 30 Mißbrauchsfälle zur Last gelegt. Die allgemeine Bestürzung ist groß, nicht nur unter Reformpädagogen. Jetzt jedoch vor die Reformpädagogik ein Stoppschild zu hängen, so wie es Frau von der Leyen mit dem Internet vor hatte, trägt nicht zur Aufklärung des Mißbrauchs bei, es wird auch nicht verhindert, das Vertrauenspersonen ihre Position nicht ausnutzen.
Grundsätzlich sind solche verallgemeinernden Reaktionen gefährlich, weil sie ein System unter Generalverdacht stellen. Handelnde Menschen sind das Problem und selten die äußeren Umstände. Mißbrauch findet überall statt. Niemand würde auf die Idee kommen das System Familie in Frage zu stellen, nur weil auch dort mißbraucht wird. Wir brauchen mehr Aufklärer, ebenso wie das Internet „Löschende“ braucht, um die Mißbrauchenden zu verurteilen und zu bestrafen. Wir brauchen viele Reformpädagogen, die ihre Arbeit ernst nehmen und ihre Augen offen halten.
Mißbrauch ist ein gesellschaftliches Problem. Dazu muß jeder, ob katholisch, Reformpädagoge oder Familienmutter oder -vater mit offenen Augen durch seine Umwelt gehen. Verständnisvoll auf die Kinder schauen und sich wirklich für sie interessieren. Mißbrauch sieht man für gewöhnlich nie auf den ersten Blick. Verantwortlich ist man nur, wenn man weggeschaut hat.
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