Niels van Eck

Niels van Eck

Medien haben sich recht unbemerkt subkutan in unseren Alltag eingenistet. Damit meine ich nicht die vielen durch Medien transportierten Botschaften, die wir unterbewußt verarbeiten, sondern die Medien selbst. Dabei haben sie vollkommen neue Potentiale entfaltet, das geht jedoch auch mit einer Veränderung der Rezeptionsgewohnheiten einher.

Twitter ist ein Beispiel für ein subkutanes Medium. Ein Internetzugang ist nicht erforderlich, die Inhalte lassen sich auch per SMS auf die Twitter-Server transportieren, damit hat sich das Medium per Handy in den Alltag integriert. Der Computer, das DSL Modem oder der Wlan-Zugang sind nicht mehr nötig, um im Internet „Wahrheiten“ zu veröffentlichen. Embedded Media haben nicht den Anspruch als Medien im klassischen Sinne zu fungieren sie sind ein niederschwelliger Kanal ins Internet. Vielleicht ist Twitter deshalb be Politikern auch recht begehrt, da sie hier je nach genutztem Programm gar nichts mehr mit dem Internet zu tun haben und trotzdem „drin sind“.

Auch die obligatorisch gewordene Twitterwall auf diversen Konferenzen ist ein Beispiel für Embedded Media. Sie ist eine weitere Informationsdimension. Sie wird nicht nur selektiv wahrgenommen, sondern muss auch in bestimmten Situationen ignoriert werden. Verglichen mit der Nutzung herkömmlicher Medien im ersten Moment Frevel (z.B. bei der Zeitung, oder der PowerPoint Präsentation) im zweiten Moment aber durchaus nicht ungewöhnlich (siehe Radio oder TV).  Embedded Media ist immer da und steht auf Abruf zur Verfügung. Ihr Nutzung verlangt keine komplexe Einführung, der Einstieg im laufenden Betrieb ist Normalität.

Auch Lernen könnte eine gehörige Portion embedded Media gut tun. Medien drängen sich nicht mehr in den Vordergrund, sondern bleiben dezent zurück und lassen Platz für Kommunikation und den Lernprozess selbst. Wenn nötig, stehen die Medien allerdings als Lernwerkzeug, womöglich sogar als Medium im engeren Sinne zur Verfügung. Zum Beispiel als Augment Reality: Zur Analyse unbekannter Pflanzen und Tiere bei einem Streifzug durch den Wald. Wikitude könnte eventuell einen interessanten Weg weisen.

Embedded Media verlangt allerdings auch Devices, die kaum Strom brauchen, relativ klein sind und einen stabilen Zugang zu unterschiedlichen Netzen erlaubt. Vielleicht hätten Smartphones in der Schule einen Sinn, wenn sie stärker auf Exkursionen setzen und damit die Lebenswelt der SchülerInnen einfangen würde. Wenn weniger die Telefonfunktion als vielmehr ihre multimedialen Funktionen in den Vordergrund geraten. Zum Beispiel: Fotos mit GPS, um unterschiedliche Abschnitte auf einer Karte lokalisieren zu können, um Stadtentwicklung aus unterschiedlichen Perspektiven analysieren zu können, um Gebäude vermessen und ihre architektonische Bedeutung verstehen zu können.

Natürlich gibt es Phasen, in denen Medien keine Rolle zu spielen haben, in denen sie zu ignorieren sind, z.B. wenn Ergebnisse ausgewertet werden, wenn Thesen gebildet werden, wenn wenn wenn. Die Computer, auch die Laptops sind schweres Gepäck und vollkommen ungeeignet für draussen. Iphones, GPS-Navigationsgeräte (ich weiß, das kann auch ein iphone) könnten zu einer medialen Unterstützung in bestimmten Lernphasen werden, gleichzeitig lassen sich die gesammelten Daten auf dem heimischen Laptop speichern. Wie wärs, statt Laptopklassen Iphoneklassen? – Nein, dass ist natürlich zu überspitzt, es geht um das richtige Medium zum richtigen Augenblick.

Verweisen möchte ich in diesem Zusammenhang auf einen Vortrag von Beat Doebeli, in dem er sich über ein ähnliches Thema Gedanken macht  und das IPhone als ein Lerngerät diskutiert, bei dem nicht das Telefonieren, sondern seine unterschiedlichen Apps in Lernprozessen genutzt werden.

Und ich möchte auf einen Blogeintrag von René Scheppler hinweisen, in dem er den Vortrag von Beat Doebeli Honegger kommentiert unter der Fragestellung „Schule, was machst du mit diesen Geräten“