Ob die negative Presse der letzten Monate Änderung des Namens und des Corporate Designs von VdS Bildungsmedien in Verband Bildungsmedien beeinflusst hat kann ich nicht sagen, dass ist was für alle Verschwörungstheoretiker_innen. Dennoch sollten die Verfechter von Recht und Ordnung im Schulbuchumfeld nicht in der Versenkung unserer Aufmerksamkeit verschwinden. Selbst wenn der Schultrojaner bis auf weiteres auf Eis gelegt ist, ist die Wende hin zu offenen Bildungsressourcen nicht in Sicht, obwohl sicherlich so einige Schätze in den analogen und digitalen Archiven der Pädagog_innen in Deutschland schlummern. Der Trend ist nach wie vor unschön: Apple hat ibook Author vorgestellt. Analysen dazu gibt es genug, OER wäre was anderes.
Aber auch der Verband Bildungsmedien schläft nicht und hat eine Pressemitteilung zur didacta vorgelegt, in der eine offene Lösung „Digitales Schulbuch“ vorgestellt wurde. Der Verband titelt: „BILDUNGSMEDIENVERLAGE PRÄSENTIEREN OFFENE LÖSUNG „DIGITALE SCHULBÜCHER“ AUF DIDACTA„. Mit offen ist aber keineswegs die Weiterverwertung und Anpassung gemeint: „Das Regal enthält die digitalen Schulbücher, die der Nutzer über einen Freischaltcode unmittelbar bei den beteiligten Verlagen herunterladen kann.“ sondern eher die Dynamik, mit der die „Digitalen Schulbücher“ daherkommen: “ Es handelt sich um eine dynamische Lösung, die sukzessive um zusätzliche Funktionalitäten erweitert wird.“ Ausserdem, und dass sollte man dem Verband schon mal hoch anrechnen, sollen die digitalen Materialien „herstellerneutral auf allen Betriebssystemen und Endgeräten laufen.“ Es klingt nach Zukunft, wenn sie schreiben „Die Lösung ist auf die Schulpraxis ausgerichtet und enthält zum Beispiel wesentliche Whiteboard-Funktionen.“ Aber das Gegenteil ist das Fall. Nur weil es digital ist, aber herrschende Didaktik reproduziert, ist es nicht modern. Da kann auch das Buzzword „Whiteboard“ nicht zaubern.
Nervös macht mich folgender Schlusssatz „Geplant ist, „Digitale Schulbücher“ mit dem Datenschutz-Gütesiegel vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein zertifizieren zu lassen.“ Warum müssen digitale Schulbücher von einem unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz zertifiziert werden? Von personenbezogenen Daten ist doch in der Pressemitteilung überhaupt nicht die Rede. Wer dazu weitere Informationen hat, kann sich gerne in den Kommentaren melden.
[…] Kommt der Schultrojaner durch die Hintertür? (Dotcom-Blog) […]
Auf der didacta konnte ich nirgends nähere Informationen über die genaue Funktionsweise der digitalen Schulbücher erfahren. Das ganze Konzept wurde wohl sehr schnell erstellt, wahrscheinlich wegen des Drucks von Apple.
Auch die eigens eingerichtete Homepage http://www.digitale-schulbuecher.de sieht aus, wie mit dem 1&1Homepage-Baukasten in 2 Std. erstellt.
Daher kann man momentan nur Vermutungen anstellen und es ist schon komisch, dass personenbezogene Daten gesammelt werden solle; ich denke jetzt aber erst einmal, dass es hier um die „normalen“ Daten geht, die man beim Kauf angeben muss, also Name der Schülerin oder des Schülers, evtl. Adresse oder E-Mail.
Aber je mehr man über das ganze Konzept nachdenkt, desto mehr Fragen tun sich auf, vor allem wg. der Finanzierung. Laut Auskunft bei Klett soll ein digitales Schulbuch ein Jahr lang „gültig“ sein und ca. 1/3 des Buchpreises kosten. Wenn eine Schule jetzt beschließt, diese digitalen Schulbücher für alle Klassen und Fächer anzuschaffen, entstehen enorme Kosten – und zwar jedes Jahr!