Als Gegenbewegung zur proprietären Softwareproduktion tritt die Open Source Bewegung ein viel größeres Veränderungspotential an, als es traditionelle Software jemals könnte. Die Idee Software nicht als Produkt sondern als Dienstleistung zu entwickeln klingt trivial hat aber Alles verändert. Beteiligungsorientierte Prozesse sind zwar sehr langwierig und verlangen andere Fähigkeiten von den Akteuren, wie zum Beispiel Verantwortung, Aktivität, intirisische Motivation für die Sache, altruistrisches Handeln. Aber eine riesige Zahl entsprechender Nutzer hat das Netz, die Gesellschaft und unser Aller Kommunikationsverhalten verändert und neu geprägt. Letztendlich ist alles immer auf ein und dasselbe Prinzip zurückzuführen, einfache Schnittstellen, die von den Akteuren selbst in die Hand genommen werden und in jedem Fall so verändert werden, wie ihre Macher es nicht wollten.

Ein Blick auf die großen vielversprechenden Web 2.0 Dienste macht deutlich, dass sich hier derselbe Enthusiasmus wiederfindet, wie sie schon durch das Newsnet, Mailinglisten und Sourceforge gegeistert ist. Jemand stellt eine Idee ins Netz und Andere greifen diese auf ohne dabei an Autorenrechte oder ähnliches zu denken, sondern der Problemlösung zu dienen. Mit dem einen Unterschied, das es nicht mehr die klassische und sehr reizvoll Bottom-Up-Philosophie ist, die die Gestaltung der neuen Dienste regiert, sondern bestenfalls der von Google hinterbliebene Leitgedanke „Don’t be evil“.

Vielen der wirklich erfolgreichen Unternehmen im Web 2.0 ist es gelungen, die alten guten Open Source Ideen ökonomisch zu wenden und eine neue Internetaera einzuleuten. Als wohl leuchtendes Beispiel kann in jedem Fall Google zitiert werden. Ihnen ist es gelungen keine Software, kein Produkt, sondern eine Dienstleistung unter das Internetvolk zu bringen. Sie selbst schreiben einen Code, der nur im Internt zu haben ist. Ein reiner Netzwerkdienst. Ohne Content und dennoch im Sinne der Open Source Philosophie niemals fertig. Immer gibt es etwas zu verbessern, ohne dass dafür neue Updates ausgeliefert werden müßten alles passiert und verändert sich, ohne dass der Nutzer es merkt. Was jedoch dem Web 2.0-Unternehmen zu gute zu halten ist, dass es den ewigen Monopolisten und Softwaregiganten Microsoft in seine Schranken verwiesen hat. Es gibt eine Konkurrenz, die die Open Source Gemeinde nur mit Mühe konstruieren konnte, in dem es Linux als Serverbetriebssystem lancierte. Jetzt ist auch der Riese gefordert sich zu positionieren und in gewisser Weise neu zu erfinden, was ihm schwer fallen dürfte, wenn er nicht seine traditionellen Ideen zu Softwareproduktion zugunsten einer netzwerkbasierten organischen Struktur aufgibt. Nur in diesem Segment hat MS bisher keine Marktanteile und das große Interesse an Yahoo macht deutlich, wohin die Reise gehen könnte.

Da wo Web 2.0 am ehesten noch auf Open Source trifft ist die Wikipedia angesiedelt. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Ökonomische Interessen sind untergeordnet, dafür sorgt ein Verein. Es gibt gemeinsame Ziele, die allerdings nicht wie bei einem börsennotierten Unternehmen den Quartalszahlen untergeordnet sind, sondern den Diskussionen und dem Mitbestimmungsprozess der Community.

Dennoch der Geist zu veröffentlichen und zu verteilen, der im Web 2.0 die wohl massenhafteste Erscheinung ist, wohnte schon immer dem Open Source Gedanken inne. Teile, was dir nicht gehören kann. Es geht um das gemeinsame Nutzen von Ressourcen, die ob von einem Unternehmen oder einem gemeinnützigen Verein zur Verfügung gestellt, von den Nutzer angenommen wird. Es hat sich im Netz eine Kultur des Teilens und Mixens gebildet, die weit über die Early Adopters hinausgeht und den DAU erreicht hat. Auch er läd Videos nach Youtube und wieder zurück, tauscht sie mit Freunden oder stellt eigene Videos ein und wird damit Teil der großen tauschenden Gemeinde, die man Open Source Community nennt.