Das Politcamp war aus meiner Sicht nicht nur entstanden, weil es einen Gap im Umgang von Politiker_innen und Netzbewohner_innen mit dem Internet gibt, sondern auch, weil die Auseinandersetzung mit den Entscheidern face2face geführt werden muss und nicht nur durch Gremien oder Partizipationstools vermittelt. Die letzten Politcamps haben gezeigt, dass die Politik durchaus an einem Austausch auf Augenhöhe interessiert ist. Nicht unbedingt die Minister_innen aus der ersten Reihe, aber viele Politiker_innen aus der Kommunal- und Landespolitik nutzten den Austausch in den Sessions oder das Gespräch in den Freiräumen. Dennoch hat sich eine Elefantensession auf dem Politcamp immer gelohnt, hier wurde thematisch fokussiert und hier stand leider auch die politische Agenda im Vordergrund.

Beim Politcamp 2011 wurde diese bewährte Aufteilung aufgegeben. So wurden sowohl am Samstag als auch am Sonntag von 10:00 – 13:00 Uhr auf Podiumsdiskussionen gesetzt. Dabei wurden die Themen der letzten Monate nachbereitet und weiterdiskutiert. Ab 14:00 Uhr wurde dann gebarcampt, am Samstag und auch am Sonntag. Die Podien haben die Themen des letzten Jahres erneut diskutiert, die eine direktere Auseinandersetzung gebraucht hätten. Podiumsdiskussionen erscheinen mir das falsche Gefäß für ein Politcamp, in dem der Austausch zwischen Internetnutzenden und Politiker_innen angeregt werden soll. Die Diskussionen nahmen im Vergleich zum Barcampteil einen viel zu großen Raum ein.

Das Politcamp zeichnet sich ausserdem durch ein faires miteinander der Parteien aus. Während sich die Parteiangehörigen sonst eher gegenseitig ausstechen, konnten man auf dem Politcamp immer gut miteinander diskutieren. Die Podien haben eher dazu geführt, die Parteien in Sachen Netzpolitik aufeinander loszulassen als gemeinsam nach Lösung zu suchen. Denn ähnlich wie die Twitterwall gibt das Podium dem einzelnen Politiker eine exponierte Stellung und damit den Reflex sich parteiadäquat positionieren zu müssen. Das CDU Bekenntnis gegen den JmStV in NRW von Jarzombek, MdB, CDU hat gezeigt, wie parteizentriert die Diskussion verlaufen kann. In einer Session wäre die Auseinandersetzung anders verlaufen weil es ein soziales Regulativ in der Gruppe gegeben hätte.

Die Sessions am Samstag waren großartig. Ich habe mir die App der Landeszentrale NRW genauer angeschaut, das erfordert aber einen weiteren Twitterbeitrag. Aber es wurde auch ein interessanter Überblick über unterschiedliche Regierungsapps vorgestellt. Anschließend habe ich selbst mit @Griepentrog eine Session mit dem Titel „Medienkompetenz in Schule und Co“ gemacht. Bei dem Co sollte es um ausserschulische Bildung gehen. Dort habe ich von meinem Medienprojekt an der Uni Duisburg erzählt und erzählen lassen, denn 2 Arbeitsgruppen aus dem Seminar waren mit auf das Politcamp gekommen um ihre Projekte selbst vorzustellen. An dieser Stelle sei noch mal auf den Blog hingewiesen, in dem die Student_innen ihre Arbeit und ihre Fortschritte dokumentieren. Hier wurde von @afelia die Idee angeregt, eine Datenbank mit Praxisbeispielen aufzubauen. Es wurde deutlich, dass die medienpädagogische Praxis erst im Konkreten vermittelt, was im Allgemeinen schon Baacke formuliert und postuliert hat. Auch die Session zur Deutschland Api und opendata war großartig. In den beiden zuletzt genannten Sessions stand weniger die frontale Vermittlung als vielmehr der Austausch in der Gruppe im Vordergrund. Das tat gut und hat zwei interessante Mitdenkende auf meinen Radar gebracht: @afelia und @jedimax

Ich wünsche mir, dass das Politcamp 2012 wieder zu einem Barcamp wird, weil die politische Praxis Barcamps mit Bürgerbeteiligung braucht, die kann in den vielen Podiumsdiskussionen gar nicht eingelöst werden. Zum Schluss möchte ich mich noch bei dem Orgateam um Valentin Tomaschek herum bedanken. Ihr habt gute Arbeit geleistet.