Vor einigen Tagen habe ich an der Friedensschule in Köln ein Workshop zum Thema Sicherheit im Internet gemacht. Die Eckdaten: 70 SchülerInnen, 6/7 Klasse, 35 Laptops, 7 Fotoapparate, drei betreuende LehrerInnen und ich. Die Konzeption sah vor, das sich die SchülerInnen produktionsorientiert mit den Chancen des Internets auseinander setzen sollten. Ich wollte den Umgang mit dem Internet nicht von seinen Gefahren aus thematisieren.
Von den LehrerInnen wurde die Gruppe in 7 Teams aufgeteilt. Es sollte eine Geschichte erzählt werden, die davon handelt, was einer der SchülerInnen vom Internet gelernt hat. Nach der Storytelling Methode, die mir von Matthias Heil nahegebracht wurde, haben die Schülerteams zuerst in einem Storyboard ihre Geschichte aufgemalt. Anschließend wurden die benötigten Medien produziert und dann wurde mit Animoto die Animation erstellt. Dazu habe ich für 5$ ein Account Upgrade bei Animoto gekauft, damit können über eine Benutzerkennung zumindest 10 Rechner gleichzeitig 1 Monat lang unbegrenzt viele Animationen erstellen. Die entstandenen Ergebnisse können sich sehen lassen, hier mein persönlicher Favorit:
Bei der Erstellung der Animationen mußten die SchülerInen lernen, wie sie sich selbst fotografieren müssen, um ein internettaugliches Bild zu veröffentlichen.
Parallel haben 2 SchülerInnen der 10er Teams durchgängig die Fortschritte der eigenen Gruppe im Projektblog live dokumentiert. Dadurch konnten die einzelnen Teams auch darüber informieren, an welchen Geschichten die anderen Gruppen arbeiten.
In das Blog war auch ein Chat integriert, dieser wurde von den SchülerInnen am heftigsten bedient. Es schien auch ihrer alltäglichen Praxis im Internet zu entsprechen. Zum Teil hat auch der Teamgeist und die gemeinsame Erstellung des Produktes darunter gelitten. Das war so nicht geplant, hat aber für die anschließende Reflektion viele Anlässe geschaffen über ihre schlechten Erfahrungen mit dem Internet zu sprechen. Nach dem alle Ergebnisse vorgestellt und mit viel Applaus gewürdigt wurden, haben sich eine Reihe an Frage entladen, die sich über die letzten 5 Stunden angestaut hatten. Was ist sicher im Internet? Was ist ein sicherer Chat? Was kann ich tun, wenn ich mich in Internet verfolgt fühle? Warum ist SchülerVZ kostenlos? Aber auch Fragen, die die SchülerInnen in der anschließenden Pause stellten, weil sie sich nicht trauten in der großen Gruppe nachzufragen haben gezeigt, dass es zum einen eine große Unsicherheit gibt auf der anderen Seite kaum jemanden, der ihre Fragen überhaupt beantworten kann. Sowohl LehrerInnen als auch Eltern sind dabei häufig überfordert. Aus meiner Sicht war diese Fragestunde der wichtigste Teil des Tages und er hat auch gezeigt, dass die SchülerInnen in der Regel kaum die benutzten Dienste versteht. Sie wissen intuitiv wo sie reinzuschreiben haben und wie ein Beitrag abgesendet werden kann, alles andere bleibt mehr oder weniger unreflektiert.
Meinen Vorschlag, sich den Wikipediaartikel zu IRC durchzulesen und einen eigenen Chatraum mit eigenem Passwort zu eröffnen, der ihnen „gehört“ rief großes Interesse hervor, leider konnte ich dieses Projekt nicht weiterverfolgen. Aber ich glaube eine dauerhafte Begleitung, die darauf abzielt Anliegen der SchülerInnen umzusetzen, in dem sie sich ihre Infrastruktur selbst „zusammenbauen“ würde Früchte tragen und bei dem ein oder anderen auf sehr fruchtbaren Boden fallen.
Sehr interessantes Projekt, das zur Nachahmung einlädt. Auch im Projektblog gibt es noch einige sehenswerte Ergebnisse. Als Lehrkraft zuckt es zwar bei den nicht wenigen sprachlichen Mängeln irgendwo im rechten Unterarm, aber bei Priorisierung der inhaltlichen Auseinandersetzung (und sicher auch der guten Gesprächsmöglichkeiten während des Prozesses) lässt sich das verschmerzen. – Würde bei Wiederholung/Nachahmung dennoch empfehlen, dass vor der Veröffentlichung der Ergebnisse auch sprachliche Unterstützungsarbeit geleistet wird. Die Kids schämen sich doch vielleicht (später) für z.B. Rechtschreib- und Präpositionsfehler?!
Stimmt, da werde ich beim nächst mal noch besser drauf achten müssen