Ich bin heute seit einiger Zeit mal wieder von Düsseldorf aus geflogen. Dort wurde die Kontrolle von Menschen auf Maschinen umgestellt. Nacktscanner haben das Abtasten ersetzt. Obwohl, ersetzt kann man nicht sagen. Es wird nach wie vor Hand angelegt, nachdem der Scanner seine Arbeit verrichtet hat. Interessant waren mehrere Dinge:
Mal angenommen, das Design spielt eine Rolle und nichts an dem Scanner ist zufällig oder unüberlegt. Was sagt uns der Scanner über Kontrolle und wie man sie an Menschen verrichtet? Die Maschine als Überwachungsmedium scheint seinen Zweck in mehrfacher Hinsicht zu erfüllen:
- Sie ist nicht übergriffig. Überwachung wird kontaktlos. Das ist wichtig für ihre Akzeptanz
- Sie ist allgegenwärtig. Das gilt zwar nicht für die Maschine an sich, aber für die Radiowellen, mit denen der Scanner arbeitet. Ähnlich wie GPS, LTE und andere Mobilfunkstandarts.
- Form follows function. Ja, das gilt auch für Nackscanner. Sie vermitteln ein Gefühl von Sicherheit. Ein großer, runder, nahezu geschlossener Raum gibt ein vertrauenswürdiges Gefühl. Das Plexisglas ist sicher nicht nur eine Hilfe für die Platzängstlichen, sondern hilft den Wartenden zu sehen, was mit ihnen passieren wird, nämlich nichts.
- Ein schönes Beispiel für Sicherheitsesoterik: Es hilft den Reisenden, sich sicher zu sein, dass hier niemand durchrutscht, der anschließend ein ganzes Flugzeug in die Luft sprengen könnte. Die vielen Apparaturen, von denen wir nicht wirklich wissen, was sie finden können und was nicht, vermitteln zumindest ein gutes Gefühl. So funktioniert Sicherheit, weil niemand seine Hand dafür ins Feuer legt, dass nichts passieren wird, wenn das Flugzeug in der Luft ist.
Der Scanner ersetzt keinen Menschen, er ist hinzugekommen. Abgetastet wird nach wie vor, zumindest konnte ich keinen Unterschied feststellen. Es stellt sich also die Frage, warum steht da jetzt eine Maschine, die so schlecht in der Erkennung ist, dass ein Mensch noch einmal nachfühlen muss? – Vielleicht, weil sie lernt. In dem Gerät läuft Software. Die will weiterentwickelt wird. Was genau die Maschine eigentlich messen kann, habe ich nicht verstanden. Auf der Webseite steht:
Uses safe millimeter radio wave (MMW) technology. Provision 2 does not use X-rays or any ionizing radiation
Wie benennt man eine Maschine, wie einen Nacktscanner? – Irgendwie, aber man kommuniziert es nicht nach aussen, warum auch? Nacktscanner, die Pro Vision 2 heißen könnten auch als Smartboard in Schulen ihr Leben fristen. Namen sind natürlich nicht Schall und Rauch, sondern sagen etwas über das Produkt aus. Hier handelt es sich offensichtlich um die Version 2. Das ist sehr gut, damit sind wahrscheinlich die gröbsten Schnitzer aus der Software entfernt und wir können sicher sein, dass wir nicht zersplintert werden. Pro Vision. Ist Pro hier die Abkürzung für Professional? Mit Sicherheit, die lassen doch keine Amateure an unsere Sicherheit! Und Vision? Jetzt bin ich nicht die Leuchte in Englisch, aber Vision ist hier sicherlich nicht gemeint. Laut Google Translate auch das Sehen, Vorstellung, Weitblick.
Fazit: Sicherheitsesoterik hilft allgemein akzeptierte Überwachung einzuführen. Das funktioniert schon heute hervorragend. Die Menschen argumentieren aktiv mit und entschuldigen sich, dass ihnen Überwachung gar nichts ausmacht.
„Entschuldigung, aber ich wüsste nicht, was der Staat von mir nicht wissen sollte!“ (Zitat aus einem meiner letzten Gespräche dazu)
Einer der wichtigsten Gründe für die Akzeptanz von Überwachung ist die Unsichtbarkeit, die die Digitalisierung so mit sich bringt. Und damit ist nicht der Kasten gemeint, der jetzt unübersehbar im Kontrollbereich steht, sondern die damit verbundene Abtastung. Von Menschen würden wir uns so nicht anfassen lassen.
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