Open Course ist der Versuch mit dem Internet als unterste Schicht einen gemeinsamen Lernprozess zu organisieren. Es liegt jetzt bei den Filtern des einzelnen, die entstehenden Informationen zu aggregieren. Gleiches gilt für die geführten Diskussionen. Man kann auch sagen: Ein elearning Kurs ohne Lernplattform. Die Lernplattform ist das Blog, der Podcast, die Linkliste oder der Film des Anderen in dem die wöchtlich neu gesetzten Themen verarbeitet werden. Das Thema diese Woche beschäftigte sich mit dem Lernen in und mit sozialen Netzwerken.
Das dezentrale Verteilen oder manchmal auch das Verstecken (wenn man die falschen Filter benutzt) von Informationen ist für viele Teilnehmende zu Beginn des Kurses ungewohnt gewesen und potenziert sich mit jedem Tag, weil die Anzahl der adäquten Plattformen zur Veröffentlichung von Informationen zunimmt. Der zentrale Stream, dass hat sich sehr schnell herauskristallisiert, ist Twitter mit dem Hashtag #opco11. Wer auf seine Überlegungen oder Diskussionsbeiträge hinweisen will, der oder die nutzt dieses Medium. Die Wahl für Twitter war insgesamt eine kluge, weil die Tweets öffentlich im Internet zur Verfügung stehen und nicht wie bei Facebook in einer eigenen Welt gefangen sind. Jeder, der als Unbeteiligter mal „reinschauen“ möchte hat dazu die Möglichkeit ohne selbst Teil des Netzwerks zu werden. Wer wissen möchte, wie man Twitter in der Bildung verwenden kann, hat übrigens auch mit dem Open Course ein überzeugendes Setting gefunden
Der Charm dieser Art zu lernen ist die Offenheit der Mittel und das Fehlen eines Kopfes. In gewisser Weise würde man diese Rolle den Initiatoren zusprechen, aber sie präsentieren sich auch nur als ein Teil der Lerngruppe. Wenn das Passende nicht dabei ist, sucht man die Schuld sicher nicht beim Veranstalter, sondern bei den Teilnehmenden, bzw. bei sich selbst. Aber es liegt an den Lernenden, die verlernt haben, wie schulisches Lernen funktioniert, mit Lehrer, mit Raum, mit Struktur. Viele der Teilnehmenden geben sich ganz dem Konstruktivismus hin: Gelernt wird, was in die individuellen Konstrukte passt und sonst nichts.
Bei #opco11 finden sich die Lernenden zusammen, die Wissen aus dem Internet häufig verwerten können auch in dem sie weiterverarbeitetes Wissen dort einstellen. Sie haben gelernt Filter zu nutzen und haben sich im Laufe der Zeit eine eigene Learing Environment aufgebaut. Wie sie das gelernt haben, erklären sie häufig in den von ihnen genutzten Veröffentlichungsplattformen. Es ist die alte Frage danach, wie wir lernen, jenseits aller übergreifender Theorien hat jeder von uns dazu seine eigene Theorie und Umgebung entwickelt. Wenn ich uns schreibe, dann meine ich einen großen Teil der #opco11 Community.
Viele der Schreibenden kenne ich von Educamps oder Republicas. Vieles davon ist mir auch gar nicht neu (einiges natürlich schon aber dazu mehr in einem weiteren Blogpost). Vielfach handelt es sich um eine Selbstbestätigung der vorhandenen Konstrukte. #opco11 kann in seiner Konzeption auch nur von der „Community“ genutzt werden, oder besser von Menschen, die gewohnt sind in solchen offenen Settings zu denken. Solche Räume werden schnell zu sogenannten Echokammern, in denen man sich mehr oder weniger selbst bestätigt. Das ist auch in Ordnung, weil mehr vorausgesetzt werden kann, als die Teilnehmenden gemeinhin tun. Es macht auch durchaus Sinn, das Format so zu konzipieren, um sich über die Zukunft des Lernens zu verständigen, weil es keinen Sinn macht mit Pädagogen über die Zukunft des Lernens zu diskutieren, die noch nicht mal in der Gegenwart angekommen sind.
Danke für diese treffende Beschreibung unseres OpenCourses! Wobei mir beim Lesen wieder einmal auffiel, dass wir aufpassen müssen, nicht „unter uns“ zu bleiben. Andererseits bin ich natürlich froh, dass wir eine so große Zahl der EduCommunity ansprechen konnten …
Beste Grüße, JR
Das hier ist eine reine Echokammer. Eine prima Echokammer. Und was gibt es Schöneres als Bestätigung?
Nur irgendwie habe ich mir das hier anders vorgestellt. Uni Frankfurt hat in mir Assoziationen hervorgerufen von Studenten, wilden theoretischen Diskussionen und Beiträgen die mich nicht schlafen lassen, weil ich immer noch grüble.
Und irgendwie dreht es sich hier immer darum das Web 2.0 auf bestehende Strukturen anzuwenden, es darin/dafür zu nutzen und den armen Pädagogen zu erklären wie man das am besten macht. Und wenn dann so Sätze wie „Wir schulen/lehren nicht-wir lassen entdecken.“ als Neuheit gefeiert werden, dann frage ich mich, ob ich hier richtig bin. Das dachte ich bis vor ein paar Tagen sei seit vielen Jahren Grundlage eines jeden Unterrichtes. Ob nun analog oder digital.
Streit machen in einer Echokammer ist doof – da die Echokammer ein sehr schöner Ort ist. Mal sehen ob ich einen Weg finde, ansonsten lese und schweige ich. Wie die anderen 659 TeilnehmerInnen. Die Idee des #opco ist jedenfalls großartig!
Individuelle Formen des Lehrens im Web 2.0 zu präsentieren und zu diskutieren, ist die Grundlage für den Austausch. Natürlich steht das „wie“ immer im Vordergrund… was gibt es daran zu bemängeln? Das Web 2.0 ist jung und die Menschen, die darin experimentieren, sind Visionäre…
Warum also soll man nicht die eigenen Konstrukte zur Diskussion stellen.. sind die „alt“, nur weil sie ein, zwei oder drei Jahre lang erprobt und immer wieder vorgestellt werden? – Das Web ist so schnell, nicht mal die „Online-Freunde“ kriegen alles mit, was man macht…
Ich als „Neuling“ habe immer zwei Blickwinkel: zum einen mit den „Alteingesessenen“ in Diskussion zu kommen – zum anderen denen, die sich kaum im Web bewegen, eine Tür zu öffnen…
Balanceakt…
Andrea Brücken
Coach, Lernen im Web 2.0