Am Wochenende hat die erste OER-Konferenz in Berlin stattgefunden. Mein Kollege André Nagel von der Bundeszentrale für politische Bildung und ich hatten einen Talk zu OER in der politischen Bildung eingereicht, der es bis ins Programm geschafft hat. Nachdem Andre Nagel aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen musste, habe ich den Vortrag ein wenig umgestellt und auf meine Sicht als Praktiker reduziert.

Im Hauptteil des Vortrages geht es um die Verknüpfung von politischer Bildung, Öffentlichkeit und Urheberrecht. In der Wikipedia ist zu lesen „Politik seien alle diejenigen Tätigkeiten, Gegenstände und Fragestellungen, die das Gemeinwesen betreffen.“ Damit ist das Politische das Öffentliche und grenzt sich vom Privaten ab.

Im ursprünglichen Sinn bezeichnet Privatheit nach Hannah Arendt die Sphäre des Eigentums (nicht zu verwechseln mit Besitz), namentlich den eigenen Haushalt (im Sinne des Erwerbslebens, der Familie einschließlich aller Sklaven, Besitzes etc.) des freien Bürgers, welche den Bereich der Lebensnotwendigkeiten meint. Sind diese Lebensnotwendigkeiten überwunden, kann er in die freie Sphäre der politischen Öffentlichkeit übergehen.

Ziel der Politischen Bildung ist es, „systematische Kenntnisse über das demokratische System zu vermitteln und Kompetenzen für demokratisches Handeln zu stärken, um die Bürger zu mündigen Staatsbürgern zu erziehen“ (Wikipedia). Neben dem Beklagen des Schrumpfens des öffentlichen Raumes hat das Internet geradezu zu einer Implosion dieses Raumes geführt. Ein Großteil des Raumes, den das Internet bereitstellt ist öffentlich und damit „das Gemeinwesen betreffend“. Auch wenn wir auf vielen dieser Plattformen nur zu Gast sind, weil sie von gewinnorientierten Unternehmen betrieben werden, so gelten doch die gleichen Gesetze, wie auf Marktplätzen. Womit wir beim Urheberrecht wären.

Politische Bildung hilft dabei das Öffentliche zu verstehen und zu gestalten. Darüber hinaus ist das Öffentliche in Zeiten allgegenwärtiger digitaler Netze nicht nur Inhalt der politischen Bildung, sondern auch sein Medium. Das Öffentliche kann den Lernprozess unterstützen. In meiner täglichen Praxis ist es das Mittel gegen postmoderne Beliebigkeit. Damit sind Diskutanten gemeint, die die Auseinandersetzung damit beenden, dass es am Ende doch jeder selber wissen müsse. Politische Bildung hat aber die Aufgabe zu vermitteln, dass alles, was die Gemeinschaft betrifft eben nicht jeder für sich aushandeln kann, sondern Entscheidungen bedarf, die alle tragen können. Die Internetöffentlichkeit hilft dabei, dieses Ziel der politischen Bildung zu verstehen, weil mit der Öffentlichkeit eine Verantwortung einhergeht. Niemand würde bei der Veröffentlichung einer gemeinsamen Position mit seinem Namen unterschreiben, wenn es sich nicht mit den eigenen Vorstellungen und Absichten deckt. Wenn die Öffentlichkeit selber zu einem pädagogischen Mittel wird, dann ist das Urheberrecht nicht weit, weil jede Veröffentlichung theoretisch davon betroffen ist.

Politische Bildung sollte sich die Schutzräume, des Privaten nicht mehr leisten, weil sie Politische Bildung zur reinen Simulation machen, die nichts mit den Zielen politischer Bildung gemein haben. Öffentlichkeit ist schonungslos und bezieht die Möglichkeit zu scheitern in den Lernprozess mit ein. Die Bildung, die sich also mit dem Öffentlichen befasst, sollte auch öffentlich sein, zumindest sollten die Grundlagen des Lernprozesses öffentlich sein und das sind in erster Linie meist veröffentlichte Positionen anderer. Schon häufiger ist netzpolitik.org bei der Veröffentlichung von Quellen zur politischen Willensbildung an die Grenzen des Urheberrechts gestoßen. Mir selbst ist es vor einigen Woche so gegangen, als ich über frag-den-staat.de eine Studie über „Politisch Netzaktive und Politik in Deutschland“ von TNS Infratest über das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung beziehen wollte. Eine Veröffentlichung wurde mir versagt. Ebenso ist es mit einem Videobeitrag des SFB gewesen, auf dem Willy Brandt vor dem Schöneberger Rathaus 1962 zu sehen war. Im Vortrag habe ich abschließend das absurde Willy-Brandt-Beispiel zitiert, weil es den politisch bildenden Erkenntnisprozess behindert. In der untenstehenden Slideshow kann das alles noch einmal nachgelesen werden.

Den Vortrag habe ich auch nach Wikimedia Commons hochgeladen. Leider konnte ich dort kein offenes Dateiformat hochladen, deshalb hier exklusiv in meinem Blog.