Liebe Frau von der Leyen,
meine Tochter hat aus der Schule eine Liste mit Links auf ihrem Handy mitgebracht, die auf Seiten mit Stoppschildern führen. Sie sagte, das sei jetzt eine angesagte Disziplin solche verbotenen Seiten aufzuspüren, je mehr neue davon gefunden würden um so höher das Ansehen in der Klasse. Sie fragte mich, warum diese Seiten alle gesperrt seien und ich sagte ihr, dahinter verbergen sich Bilder und Videos von Kindern, die zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden, abscheuliche Bilder und abscheuliche Geschichte von Kindern, die sich in sehr schlechter Gesellschaft befinden. Meine Tochter fragte zu Recht, ob die Sperre das Leid dieser Kinder ungeschehen mache. Ich erinnerte mich an eine Zeit, als meine Tochter die Hände vor die Augen legte und sich gut versteckt fühlte. Das machen Kinder in dem naiven Glauben, verschwunden zu sein, aber schon mit drei Jahren haben sie verstanden, dass sie wirksamere Methoden benötigen um sich zu verstecken. Ich erklärte meiner Tochter, dass die von der Regierung getroffenen Massnahmen helfen sollen den Markt auszutrocknen, damit es sich nicht mehr lohne solche Bilder und Videos zu produzieren und die Kinder dadurch auf Dauer geschützt würden. Meine Tochter entgegnete, dass es doch sicherlich noch andere Quellen gäbe, um das Material zu verteilen. Ich konnte das nur bestätigen und mußte an die Gesetze des Marktes denken: Je knapper ein Gut, um so teurer und lukrativer wird es. Es muss also noch andere Gründe für diese Sperren geben. Meine Tochter fragte, warum man nicht die Betreiber der Webseiten zur Verantwortung zieht und ich fragte, wie das gemacht werden soll und sie erklärte mir, dass die Sperrung nur dann vorgenommen werden kann, wenn die URL bekannt ist, von der läßt sich auf die IP schließen und die wiederum muss von einem Provider vergeben werden, der in der Regel auch Adressdaten hinterlegt. Ich war beeindruckt, dass die sowas schon wissen in dem Alter… Aber sie sind eben Digital Natives und sind mit dem Medium so groß geworden, wie meine Generation mit dem Fernseher, klar wissen die das. Ich dachte an den digital divide und daran, dass die Oma vieles von dem, was meine Tochter so über soziale Netzwerke erzählt gar nicht mehr versteht. Manchmal habe ich das Gefühl, sie spricht von einer anderen Welt, aber es ist ihr Blick und es wird mir klar, dass unsere Kinder dank der Internetsperren zunehmend unsere Welt nicht mehr verstehen. Ich habe meiner Tochter dann verboten diese Links anzuklicken, denn ich habe Angst, dass schon bald eine Hausdurchsuchung ansteht, denn zumindest weiss das BKA, wie man an die Zuschauer kommt, nicht zuletzt auch dank der Vorratsdatenspeicherung und es wird schwer zu erklären sein, dass ich damit gar nichts zu tun habe, wenn das Gesetz kommt…
Diese Geschichte ist natürlich fiction, aber in 4 Jahren werde ich wahrscheinlich genau diese Fragen zu beantworten haben und dann möchte ich mich an eine Zeit erinnern, in der ich mit aller Macht dagegen war.
Schöner Beitrag!
Spricht mir aus der Seele.
CThurner
Schöner Beitrag!
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CThurner
Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen, sehr lesenswerter + aufrüttelnder Beitrag.
Dank an WSDV:
http://wsdv.wordpress.com/2009/05/19/internetsperren-19-05-2009-artikel-und-kommentare/
… für den Hinweis und die imho sehr gute tägl. Presseschau + Kommentarübersicht
Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen, sehr lesenswerter + aufrüttelnder Beitrag.
Dank an WSDV:
http://wsdv.wordpress.com/2009/05/19/internetsperren-19-05-2009-artikel-und-kommentare/
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[…] 19.05.09 Dotcom-Blog: Wie soll ich’s meinen Kindern erklären? […]