E-learning

E-learning, den Begriff kann man meiner Meinung nach kaum noch benutzen ohne nicht direkt in die Fossilienecke derjenigen geschoben zu werden, die immer noch nicht kapiert haben, dass lernen mit dem Computer gescheitert ist. Das Wort ist voller Vorurteile und Unterstellungen. Ich finde auch, es macht nicht den Eindruck einer modern ausgerichteten Didaktik. Häufig wird E-learning mit toll gestalteten intelligenten Oberflächen assoziiert, die nur ein paar Techies bedienen können, sich aber nicht dem DAU (Dümmst anzunehmender User) erschließen. E-learning ist ambivalent und schon längst ist man über das eben beschriebene weit hinaus. Es gibt erfolgreiche Konzepte und schon längst hat es mit dem Zukauf hochpreisiger Internetplattformen nichts mehr zu tun.

Ich jedoch vermeide mittlerweile den Begriff E-learning. Er weckt Assoziationen, häufig keine positiven, und macht keinesfalls neugierig. Die Verlinkung mit einer innovativen Didaktik liegt schon gar nicht nahe. „E-learning, haben wir auch schon probiert, ging voll in die Hose.“

Das Netz hat sich aber gewandelt und lernen ist in vielen Fällen unmerklich in die Plattformen implementiert. Es heißt nur anders. Es geht um den Freien Zugang zu Wissen. Es geht um die Verknüpfung und Erweiterung desselbigen und es geht um die Vernetzung von Menschen. Laßt es uns „Neues Lernen“ nennen. Wissen wird nicht mehr Frontal, sondern verteilt erworben, vor allem im und mit Hilfe des Internets. Sicher ist das E-learning, es wird aber nicht mehr so krampfhaft organisiert und inszeniert, sondern es passiert einfach in Foren, in Blogs, bei Wikipedia und in zahlreichen anderen Wikis, auf Slideshare bei Mindmeister ja sogar bei Youtube und Co.

Was heißt „verteilt erworben“? – Nun ja, das Netz ist nicht zentralisiert, zumindest was die Veröffentlichungsmöglichkeit von Information angeht. Überall sitzen Wissenshubs (Hubs=Verteilerzentren), die sehr viel Informationen generieren und einstellen, aber sie finden Kommentatoren, Follower o.ä. die das Wissen weiter anreichern, gar verändern, in ihren Kreisen weiterdiskutieren. Daraus entsteht etwas vollkommen neues und die Zahl der Kommentatoren steigt und was dabei entsteht, kann sich sehen lassen

Mit Kommerzialisierung lässt es sich aber meistens nur schwer vereinbaren. Auf der anderen Seite haben unsere Old-E-learning-Erfahrenen gerlernt, „was nichts kostet, ist auch nichts“. Auf der anderen Seite wissen wir auch, wenns was kostet, ists auch nichts. Das soll nicht heißen, das Bildung nichts kosten darf, ganz im Gegenteil, aber die Wissensressourcen im Internet, die Grundlagen, die Quellen, die dürfen nicht kommerzialisiert oder zummindest exklusiviert werden. Die Wikipedia scheint solche Pfade einzuschlagen zumindest was die Erhöhung der Barrieren zum Mitmachen angeht. Ein neuer Artikel, so die Erfahrung aus einem Seminar wurde ersteinmal entfernt. Nach nochmaligem Einstellen ist eine Löschdiskussion initiiert worden. Es ging um einen gemeinnützigen Fahrradverein. Trotzdem lernt man auch hier fürs Leben, einfach so. Zum Beispiel hat niemand das Recht zu sagen, „ach was, das gehört hier nicht hin!“ Natürlich geht es um Kompromisse aber es geht auch um Anerkennung.

Ja, auch das ist E-learning. Es wird nicht durch den Computer gelernt, sondern mit den Menschen an der anderen Seite der Verbindung. Es geht um die Verarbeitung von Informationen und zwar nicht die Digitale. Das Digitale zwingt, wenn man es zuläßt, sich mit anderen Sichtweisen auseinanderzusetzen, zumindest mit denen die mir zusagen und manchmal höre ich mir auch die „Unangenehmen Wahrheiten“ an und perturbiere meine Konstrukte.