Gemobbt wird überall, natürlich auch bei Whats App. Aus eigener Beobachtung sei vorweg gesagt, dass es sich hierbei natürlich nicht um ein originär digitales Phänomen handelt. Mobbing hat seinen Ausgangspunkt meist in der Kohlenstoffwelt und bezieht dann alle Kommunikationsumgebungen mit ein, also auch Whats App. In der digitalen Welt schlägt Mobbing aber mit aller Härte zu, weil die Naturgesetze des Digitalen nie ausser Kraft zu setzen sind. Vor allem public by default und copy by default fördern die Eskalationsspirale. Den Tätern geht es dabei selten um Anonymität.
Es git schon genügend Abhandlungen zu Mobbing in digitalen Kommunikationsumgebungen. Ich möchte zwei Ideen vorstellen, dem Mobbing aktiv zu begegnen. Ein erster medienpädagogischer Vorschlag ermöglicht, Mobbing-Erfahrungen besprechbar zu machen, die andere Idee ist eher als Feuerlöscher bei eskalierten Situationen zu verwenden.
Medienpädagogischer Vorschlag
Die App Tap ist ein Messenger, der Geschichten erzählt. Autoren können ihre Geschichten dort veröffentlichen. Der Nutzende wird zum Mitleser einer Messenger Kommunikation a la Whats App. Die Geschichten lassen sich meist in 10-20 Minuten konsumieren. Es ist allerdings auch möglich eigene Geschichte zu schreiben. Mit allen Mißverständnissen, Abkürzungen und Bildern, die wir so nur bei Whats App und seinen Verwandten benutzen. Eine Kommunikation auf Whats App nachzuerzählen ist schwer, weil vieles an Wirkung und non-verbalem eine größere Interpretationsbandbreite hat, als bei einem f2f Gespräch. In den Chatverlauf können Bilder hinzugefügt werden. Um Mißverständnisse zu vermeiden, können handelnde Personen eingeführt werden und man kann eine Animation nutzen, die vorgaukelt, das Gegenüber würde gerade schreiben, bevor die nächste Antwort ausgegeben wird. Man kann als Leser nicht auf die Kommunikation einwirken. Es bleibt eine lineare Geschichte, das ist es aber bei Whats App auch. Tap bietet die Möglichkeit mehrere Szenen zu schreiben. Es ist ein interessantes Werkzeug, um Mobbing-Szenen nachzuerzählen. Dinge, in die man nicht involviert war, sondern nur als Mitlesender in einer Gruppe erlebt hat. Von den eigenen Mobbing-Geschichten sowohl als Opfer, wie auch als Täter wird man eher selten berichten wollen. Meistens ist man froh, dass die Begebenheit hinter einem liegt.
Bei eskalierten Situationen
Es sind häufig nicht die Eltern, die als erstes erfahren, wenn die eigenen Kinder Opfer einer Mobbing-Attacke werden. Ich hatte allerdings das Glück und konnte von da an meine Tochter mit allen mir zur Verfügung stehenden Werkzeugen helfen. Nachdem die Gespräche mit allen beteiligten Personen nicht helfen konnten die Situation zu entschärfen, habe ich alle bis dahin auf Whats App in den einzelnen Gruppen geführte Kommunikation heruntergeladen. Dazu habe ich im Chat selber die Einstellungen aufgerufen und dort ganz unten Chat exportieren ausgewählt. Man erhält ein csv, das man sich per Mail zuschicken kann. Danach habe ich die Datei in Excel geöffnet und bearbeitet. Alle Namen anonymisiert und alle Chats in eine Tablelle kopiert. Danach zeitlich geordnet und die Datei an die Lehrerin geschickt. Die hat sie dann in der Klasse gezeigt. Damit konnte das Schweigen der anderen Klassenkamerad_innen gebrochen werden. Es konnte sichtbar gemacht werden, was hinter den Kulissen von Whats App geschah. In unserem Fall hat der Spuck von einem auf den anderen Tag aufgehört.
Das klingt sicher nach einer schönen Geschichte, und es passiert sicherlich nicht immer so, aber die Whats App Chats den unterschiedlichen Gruppen von verschiedenen Akteuren sichtbar zu machen, hat in unserem Fall geholfen.
Das Bildmaterial wird im csv als Dateipfad exportiert. Sollten also einmal unangenehme Bilder dabei sein, kann man trotzdem den Chatverlauf zeigen.
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