Seit einigen Jahren nehme ich im Sommersemester einen Lehrauftrag an der Uni Duisburg im Bereich der Mediendidaktik wahr. Während des Semesters konzipieren und produzieren die Studierenden ihr eigenes Medienprojekt. Daraus ist zum Beispiel schon das Facebookspiel hervorgegangen. Statt eines Seminarberichts, schreiben die Studierenden in meinem Seminar ihre Erfahrungen und Projektdokumentation während des Seminars in ein Blog. Im letzten Jahr hat mich die werte Kollegin Judith Bündgens-Kosten gefragt, ob wir nicht in einem wissenschaftlichen Magazin über die Seminarblogs schreiben sollen.Weiterlesen
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Schlagwort: Öffentlichkeit
Warum politische Bildung öffentlich sein muss
Am Wochenende hat die erste OER-Konferenz in Berlin stattgefunden. Mein Kollege André Nagel von der Bundeszentrale für politische Bildung und ich hatten einen Talk zu OER in der politischen Bildung eingereicht, der es bis ins Programm geschafft hat. Nachdem Andre Nagel aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen musste, habe ich den Vortrag ein wenig umgestellt und auf meine Sicht als Praktiker reduziert. Weiterlesen
Wer ist meine Öffentlichkeit und wenn ja, wieviele
Man sagt: „Google weiß mehr über dich als du selber“. Wenn da etwas dran ist, dann beruht das Wissen ausschließlich auf einer Datenanalyse, also auf Spuren, die unweigerlich jeder hinterlässt, der ins Internet schreibt und sei es nur in den Suchschlitz. Seit einigen Jahren versuche ich meine eigenen Daten, die ich fremden Plattformen anvertraut habe nicht nur herunterzuladen, sondern auch auszuwerten.Weiterlesen
Offene Bildung(smaterialien), Verhinderer oder Chance für die digitale Bildungskultur
Das Problem
Das OER Whitepaper wirft auf Seite 21 die Frage auf, wie Bildungsmaterialien dargereicht werden sollten. Ich hatte dazu schon auf dem Educamp in Köln eine Session organisiert. Neben vielen anderen Problemen wie Bekanntheit von OER, Verteilung von OER, Qualitätssicherung, etc. ist auch die Präsentation von OER Materialien ungeklärt. Soll das Material dezentral oder gebündelt, fragmentisiert oder didaktisiert ausgeliefert werden. Es stellt sich die Frage nachWeiterlesen
Profile, Soziale Netzwerke und die Macht des Standards
Waren es nicht die Provider mit ihren Miniwebpacks, die die Internetnutzer gewinnen wollten, eine eigene kleine Webseite über sich zu betreiben. Das Web sollte zum frei gestaltbaren Telefonbuch für jeden werden, in dem ich meine Person darstellen konnte, wie es mir gefiel. War das nicht die Zeit der Frontpages, animierten Gifs, unsäglicher Farbkombis und Webseitenbaukästen? Dieses Zeitalter hat glücklicherweise ein Ende. An die Stelle der digitalen Visitenkarten und Forenprofile sind Plattformen getreten, deren einziger Zweck die Erstellung eines Profils ist. Während Myspace den Webbaukastenbauer/innen den Umstieg mit Erhaltung der bekannt grottigen Ästethik erleichterte, hat Facebook Technologien auch jenseits der eigenen Plattform entwickelt, um das eigene Profil zu promoten.
Die sich jetzt ausbreitende Diskussion problematisiert eine schon in den frühen 90ern angelegte Entwicklung, die aber dem Netz inhärent ist. Wenn man sich nicht anfassen kann, Weiterlesen
Das darfst du nicht twittern
Seid ca. 1 Jahr, sagen meine Kooperations- und Kommunikationspartner immer häufiger während eines Gespräches „Das darfst du aber nicht twittern“. Heute ist es mir schon zum 3. Mal innerhalb eines Tages passiert.
Langsam fange ich darüber nachzudenken, ob sich da gerade etwas sehr furchtbares regt, dessen Grenzen mal in die eine, mal in die andere Richtung verschoben werden. Ich nenne es mal Transparenz. In Bezug auf Informationen ist der Begriff nach wie vor positiv besetzt in Bezug auf Menschen ist er jedoch immer negativer konnotiert. Die digitalen Netze mit all ihren Versuchungen möglichst viel von uns preiszugeben helfen dabei nicht gerade zu sensibilisieren, ganz im Gegenteil. Weiterlesen
Twitter: Wenn das Fernsehn einen Rückkanal bekommt
Dank eines Beitrags von Thomas Pfeiffer alias codeispoetry fange ich an mir Gedanken über das Fernsehn zu machen. Ich selbst bin manchmal auch ein TV-Twitterer. Grundsätzlich handelt es sich aber um den schon lange erwünschten Rückkanal im TV. Zu Zeiten, als man noch in der „Öffentlichkeit“ zusammen fern sah, war die Kneipe mit dem Fernseher der Ort des öffentlichen Diskurses zu Politischem, Sportlichem etc.. Durch den Rückzug der Sendegeräte in die Wohnzimmer hat sich die durch Medien gestiftete Kommunikation lange auf die großen Abendshows im öffentlich-rechtlichen am „morgen danach“ bezogen. Auch Großereignisse wie Fussballweltmeisterschaften oder Olympische Spiele stifteten eine solche kollektive Identität durch ihre gesammtgesellschaftliche Aufmerksamkeit und den damit verbundenen Diskurs. In Folge einer immer weitergehenden Zersplitterung, verbunden mit der Zulassung des Privaten Rundfunks als 2. Säule des dualen Rundfunksystems, können Medien nur noch selten diese kollektive Identität herstellen, die aus meiner Sicht äußerst wichtig ist für eine emanzipative Öffentlichkeit. In ihr sind Medien Werkzeuge der Auseinandersetzung mit Werten, aber auch der Meinungsbildung.
Durch Twitter wird wieder ein solcher Rückkanal geschaffen. Menschen treten aus ihren Wohnzimmern heraus und organisieren Diskurse über Medien. Die Blogpiloten hatten darüber schon im Zusammenhang mit der US-Wahl geschrieben, hier wurde Twitter als Backchannel in das Fernsehduell Obama/McCain mit eingebunden. Das ist natürlich noch einen Schritt weiter, aber das bei getwitter 3 Tage infolge TV-Sendungen zu den meistgetwitterten Tags gehört, macht doch den Bedarf für eine emanzipative Öffentlichkeit deutlich. Ich halte das auch weniger für ein Problem, als vielmehr für eine Chance, wieder medienkritischer zu werden, auch wenn man sich nicht unbedingt ständig mit Medien beschäftigt. Dabei tritt das TV-Format selber in den Hintergrund und die Beschäftigung mit den Meinungen und Wahrnehmungen der Anderen viel stärker in den Vordergrund ob bei #dsds oder #tatort.
Der Fokus auf die gewaltverherrlichenden Computerspiele im Fall Winnenden macht doch deutlich, dass hier ein riesiger Bedarf zu decken ist, der wir Pädagogen gerne Medienkompetenzen nennen und damit nicht die technischen Fertigkeiten zur Nutzung verstehen, sondern die soziale Einbettung und Nutzung. Hier ist eine Beschäftigung mit Medien nötig, die reflexiv vorgeht. Fernsehtwittern bietet sicherlich solche Möglichkeiten, wenn man nicht nur die eigene Timeline, sondern wie bei Tweetdeck u.a. möglich auch nach Tags suchen kann um sich auf Nicht-Follower zu beziehen.Der aktive Umgang mit Medien kann nicht ernst genug genommen werden. Es wird Zeit, dass die Rückkanäle genutzt werden um „sich seine Meinung nicht bilden zu lassen“.