Bis eben habe ich auf dem vollkommen falschen Dampfer gesessen. Unter Netzneutralität habe ich als eine Anti-Zensur-Kampage verstanden. Jetzt habe ich eben voller Interesse einen Artikel bei Telepolis gelesen und seiddem ist einiges klarer geworden. Netzneutralität bezeichnet eine Diskussion in den USA, Bezahldiensten im Internet mehr Bandbreite einzuräumen als den unbezahlten Diensten, wie z.B. E-Mail. Würde also Web.de den Premium-Kunden, die vielleicht 10 € im Monat für ihren Mailaccount bezahlen, einen schnelleren Zugang einräumen, wäre das falls das Gesetz für Netzneutralität erlassen würde verboten. Aber gerade das scheint der wirkliche Mehrwert einer Netzanwendung zu sein, dass die Bandbreite zunimmt und nicht z.B. Zusatzleistungen angeboten werden (mehr Webspace), komfortable Bedienung.
Nachdem die OpenSource-Bewegung jede nur mögliche Anwendung auch für den Nicht-Premium-Nutzer zur Verfügung stellen kann, Google den Webspace-Markt mit seinem 1-GB-Account zerstört hat, wird nach neuen knappen Ressource gesucht. Da liegt die Bandbreite nicht fern. Die ist nach wie vor in den Händen der Telekommunikationsunternehmen, die auf der einen Seite die letzte Meile mit schnellen Anschlüssen versorgt und gleichzeitig eine Reihe von Diensten anbietet, die diese Bandbreite benötigen. Das waren bisher alles Lockmittel, um die Breitbandanschlüsse verkaufen zu können, jetzt muss Geld damit verdient werden. Also haben nurnoch die etwasvon der Breitbandleitung, die auch den entsprechenden Dienst bezahlen, die Anderen können das Video-on-demand auch schauen, müssen aber zwischendurch mit Engpässen rechnen, also stockendem Bild etc. Damit hat die Film und Musikindustrie den Konsumenten genau dort, wo sie ihn schon immer haben wollte. Lad dir doch deinen Kino-Film von einem „kostenlosen“ und natürlich illegalen peer-to-peer-Client runter, wird in Zukunft dann deutlich länger dauern als wenn man den Film bei AOL herunterläde und seine 6Mbit Leitung mal so richtig belasten kann. Kostet dann aber 15€ ist aber darüber hinaus ganz legal.
Und was ist mit den Bloggern oder den Musikern, die nicht für eine Plattenfirma produzieren, sondern für eine Community im Netz? Was ist mit all den Linux-Produkten? Dabei gibt es sicherlich viele Anlässe bei denen ein Umdenken Sinn machen würde. Weg von der Umsonst-Mentalität, die so vielen Internetnutzern zur Gewohnheit geworden ist, hin zu der Erkenntnis, dass vieles, was im Netz umsonst zu haben ist in wirklichkeit einen hohen Wert hat.