Ich habe vor einigen Wochen seit langem mal wieder Harry Potter und der Orden des Phönix angeschaut. Es ist schon beeindruckend, wie intensiv sich der Film mit dem aktuellen Schulsystem auseinandersetzt, auch wenn es keine Bezüge gibt, erinnert vieles in Hogwards an die Bedingungen unter denen gelernt werden soll. Interessant ist welche Lösung Potter und seine Mitstreiter_innen wählen um den Schwächen zu begegnen.

Zur Einordnung: Voldemort, der dunkle Lord treibt wieder sein Unwesen. Das Ministerium für Hexerei und Zauberei wiegelt die Gefahr ab und schickt eine neue Lehrerin, Miss Umbridge Hogwarts entsand um dort Verteidigung gegen die dunklen Künste zu unterrichten. In ihrer ersten Stunde (Filmmminute 34) richtet sich Hermine an sie:

„Hermine: Hier steht nicht, wie man die Zauber anwendet.
Umbridge: Sie anwendet? Haha. Ich wüsste nicht wozu sie in meiner Klasse Zauber anwenden müssten.

Ron: Wir benutzen keine Zauberei?
Umbridge: Sie lernen alles über Verteidigunszauber, sicher und risikofrei.

Harry: Wozu soll das gut sein? Wenn uns jemand angreift ist das wohl kaum risikofrei.
Umbridge: Heben sie die Hand, bevor sie in meinem Unterricht sprechen. Im Ministerium vertritt man die Auffassung, das eine theoretischen Einweisung vollauf ausreicht. Ziel ist es ja wohl, dass sie ihre Examina bestehen. Das ist ja wohl der Grund, weshalb sie die Schule überhaupt besuchen.
Harry: Und wie soll uns die Theorie auf das vorbereiten, was da draussen lauert?
Umbridge: Mein Lieber, da draussen lauert gar nichts. Was glauben sie denn, wem es einfallen würde Kinder wie sie anzugreifen?“

Das deutlich absinkende Niveau wird Ausgangspunkt für eine Schulreform, dessen Kopf Miss Umbridge ist, die vom Ministerium dazu beauftragt wird. Immer mehr Regeln werden eingeführt um die Einhaltung der Regeln zu reglementieren. Lernen ist nur noch unter den Bedingungen des Ministeriums möglich. Hermin fast einen Plan:

„Wir müssen uns verteidigen und wenn Umbridge sich weigert es uns zu lehren, müssen wir jemand anders finden“

Es kommt zu einem konspirativen Treffen einiger Schüler_innen an einem geheimen Ort in Hogsmeat. Die Anforderung an den neuen Lehrer beschreibt wiederum Hermine wie folgt:

„Wir brauchen einen Lehrer, einen vernüftigen Lehrer. Jemanden mit praktischer Erfahrung in Verteidigung gegen die dunklen Künste.“

Kurzerhand gründen die Schüler eine Art eigene Schule und nennen sich Dumbledores Armee. Es beginnt die Suche nach der richtigen Location, denn der Ort ist der 3. Pädagoge. Longbottom findet den Raum der Wünsche, der sich perfekt den Wünschen des Suchenden anpasst.

„Man nennt ihn auch den da und fort Raum. Der Raum der Wünsche erscheint bloß, wenn ihn jemand wirklich braucht und er passt sich immer den Bedürfnissen des Suchenden an.“

Praktisches Üben konterkariert sich mit nutzloser Fleißarbeit:

„Umbridge: Ihr werdet den Text jetzt 4 mal abschreiben, das sorgt für optimales einprägen. Es besteht kein Grund zu reden.
Hermine: … und zu denken, das triffts eher.“

Transfer

Natürlich geht es den Schüler_innen der heutigen Zeit längst nicht so an den Kragen, wie in dem zitierten Film und dennoch vermisst die Schule den Alltagsbezug, stattdessen pflegen Klausuren die Wissensabfrage aus dem 19. Jahrhunderts.

Der durch das Internet initiierte Leitmedienwechsel wird natürlich in dem Film nicht klar angesprochen, aber er betont die Hinwendung zum wohl wichtigsten Protagonisten beim Lernen, dem Lerner. Es werden am Ende nicht die Lehrenden, sondern die Schüler_innen sein müssen, die dem Leitmedienwechsel adäquat begegnen. Initiativen wie #brevolt, #kreidestaub oder auch #methodos sind Prototypen der neuen Lernenden, die sich bewusst für das peer2peer Lernen entschieden haben.

Harry Potter und der Orden des Phönix: Eine wirklich tolle Auseinandersetzung mit dem Schulsystem. Schon allein deswegen lohnt es sich, den Film mal wieder zu schauen.