Zu Ostern haben meine Kinder ein Buch oder besser ein Spiel geschenkt bekommen, dass man mit einem digitalen Stift bedient (siehe Bild). Während sich bei dem ipad noch die Frage stellte, wieviel Bildschirm verträgt das Kind am Tag, ist es bei der Nutzung des Buches ganz still um die Nutzungsdauer von digitalen Medien geworden. Es ist ja auch eigentlich ein Buch. Je weniger es digital aussieht, umso mehr gesellschaftliche Akzeptenz erhält das Gerät.
Der digitale Stift hat vorne an der Spitze einen Scanner, und tastet damit die kaum zu erkennenden Codes ab, die auf die Elemente gedruckt wurden. Ausserdem ist der Stift mit einem USB Anschluss und einem Lautsprecher versehen. So wird nach dem Antippen einesgedruckten Gegenstandes im Buch ein kruzer oder auch längerer Text gesprochen. Das Buch erhält durch den Stift verschiedene Ebenen, eine zum Entdecken der einzelnen Gegenstände auf der Seite, eine Erzählebene und eine Spielebene. Je nach dem, welche Ebene aktiv ist, werden auch die Elemente auf der Seite mit anderen Funktionalitäten ausgestattet. So kann man sich die Warenkette von Milch erklären lassen, wenn man im Erzählmodus ist, schaltet man mit dem Stift auf den Spielmodus um, kann man auf der Seite „Ich sehe was, was du nicht siehst“ spielen.
Das Digitale füllt die Zwischenräume und reichert sie mit Funktionalitäten an, die uns die Kohlenstoffwelt nicht bieten kann. Wie auch beim educaching werden hier kontextbezogene Informationen mit Hilfe von embedded Media zur Verfügung gestellt.
Ich bin gerade dabei einen längeren Aufsatz für ein Buch zu embedded Media zu schreiben und ich stelle fest, wie viele embedded Media Geräte mir in letzter Zeit begegnen, ich glaube man nennt es selektive Wahrnehmung.
Ich denke mit leiser Wehmut zurück an die Zeit, als meine Tochter im Bilderbuchalter war. Gern habe ich ihr selbst Geschichten erzählt oder ein Buch vorgelesen. Ich fände es doch sehr schade, wenn die Kinder jetzt mit einen elektronischen Buch „ruhig gestellt“ würden, statt sich mit ihnen auseinander zu setzen und ihnen die Welt zu erklären. Mir hätte eindeutig etwas gefehlt ohne diese Zeiten der intensiven gemeinsamen Beschäftigung (und ihr wohl auch).
Allerdings sehe ich, dass es auch Kinder geben mag, denen ein solches Buch das Vorlesen ein Stück weit näherbringt, weil sie es vielleicht gar nicht kennen.
Es ist wie mit allen Dingen im Leben, nur das eine oder nur das andere schadet. Der gesunde Mix machts. Kinder brauchen beides, Phasen des Entdeckens, Phasen des Zeigens und Phasen des gegenseitigen Erklärens. So ist es nicht nur mit Büchern und anderen (digitalen) Medien, sondern auch mit Schnecken im Garten und dem Lego im Kinderzimmer.
Bei „Lego im Kinderzimmer“ (und sonstigen Zimmern) denke ich sofort an den Schmerz, den das Darauftreten mit nackten Füßen macht 🙂
Aber ja, du hast Recht. Die Mischung macht’s. Es ist falsch, moderne Technologien oder Medien (Spielkonsolen etc.) zu verteufeln. Früher war eben auch nicht alles besser. Erst übermäßiger Gebrauch macht Technik zu einer Droge, die dann auch Nebenwirkungen hat. Ich finde, Spielkonsolen und Bücher können gut nebeneinander existieren – und sollten das auch.