Die digitale Faszination - Vom Leben auf dem achten Kontinent (Peter Glaser @ re:publica 2010)

CC by-nc-nd by Fräulein Schiller (flickr)

Gestern laß ich den Kommentar „Staunen über die Generation @“ bei Björn Sievers zu einem Spiegelartikel, den ich erst heute morgen genauer anschaute. Generation Null-Blog entmystifiziert die mit dem Computer großgewordenen Digital Natives. Der Autor des Artikels hatte mich schon im Juni dazu angerufen, und bezog sich auf meinen Blogartikel zu Digital Natives und Analog Natives. Dort hatte ich mich schon mit den sog. Digital Natives beschäftigt, auf die ich während meines Lehrauftrages mit @jmm_hamburg und @gestatten traf. Der Spiegelartikel greift jedoch zu kurz.

Die reine Feststellung, das Jugendliche das Internet wie ein Telefon oder eine Zeitung benutzen (siehe Zeit Artikel “Hurra, wir lesen noch”) schreit nach Konsequenzen für das Bildungssystem. Dazu ist im Spiegel-Artikel wenig zu lesen, es kommt zwar @scheppler und @tastenspieler zu Wort, aber der Spiegel-Autors beschränkt sich eher auf den Nachweis, dass das Internet keinen emanzipatorischen Einfluss auf die Jugendlichen nimmt. Es gehört zur Entwicklung von heranwachsenden Menschen, dass sie sich selbst in den Mittelpunkt stellen und nicht ein Thema, wie z.B. das zitierte Beispiel von der Erkämpfung eines günstigen Schülertickets. Umgekehrt würde es wahrscheinlich als verfehlte Medienkompetenz interpretiert werden, wenn Jugendliche ein öffentliches Tagebuch führen würden. Die Facebook-Kiffer-Bild-Ängstlichen würde die bloggenden Kinder direkt an einen Pranger stellen und das Ende ihrer Zukunft heraufbeschwören, denn das Internet vergißt nichts.

Insofern kann es nicht um die Generation Blog gehen, sondern um die Integration alternativer Medienkompetenzen in den Alltag. Medien emanzipatorisch zu nutzen ist immer Teil eines Lernprozesses, die Mediensozialisation von Kindern ist aber nach wie vor eine andere, denn Kinder werden mit den Medien ihrer Eltern groß. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie den Rechner analog zu den Medien ihrer Eltern nutzen, also dem Telefon, TV oder Radio und Zeitung, also rezipierend.
Entscheidend ist, die Integration der Medien in den Unterricht als ein fortwährendes Experiment zu verstehen. Es stellt gewohnte frontale Lernszenrarien in Frage , das sorgt für Unsicherheiten sowohl bei Lehrern, wie auch bei Schülern, wäre aber eine Chance auf Augenhöhe voneinander  und miteinander zu lernen. Das hätte ich mir zumindest als Fazit von dem Spiegel-Artikel erhofft.

Dieser Artikel ist auf der Basis eines Googledocs von @scheppler entstanden, der einen Artikel mit dem Titel „Ja wo surfen sie denn? Spiegel findet die Net-Generation nicht“ für das Blog Lernwolke geschrieben hat. Die dort zu findenden Spiegelpunkte sind jetzt aber in einen eigenen Blogeintrag geflossen, dennoch war die gemeinsame Arbeit nützlich, weil sie mich auf neue Ideen brachte, den Artikel zu interpretieren und weiterzudenken.

Darüber hinaus sind weitere Gedanken zu dem Spiegel Essay im Etherpad zu finden.