Wordle: Lernen = Produzieren?
Ich fahre am Donnerstag zur Unkonferenz „Bildung hacken“. Mich reizen zunehmend Veranstaltungen, die nicht zwischen Referenten und Zuhörern unterscheiden, sondern bei denen ich Lehrenender (sollte ein Kunstwort aus lehren und lernen werden) bin. Lernen hat dabei nicht mehr viel mit Auswendiglernen zu tun, sondern vielmehr mit Produzieren. Immer wenn etwas entsteht, wird auf dem Weg dahin gelernt. Aktuell hat Bildung  recht wenig mit dem Herstellen zu tun, es wird angeblich Wissen geschaffen, aber das ist ein wenig zu immateriell. Wissen entsteht beim Problemlösen und dem anschließenden oder vorangegangenen Versuch, ein Beispiel:Der Chemieunterricht in der 7-10 Klasse war geprägt von wenig produzieren und viel Lehrbuch lesen und Periodensystem auswendig lernen. Die Informationen waren nach eine halben Jahr vergessen, Wissen habe ich schon gar nicht erworben. Der Chemie LK beinhaltete viel mehr produzieren, viel mehr forschen, dadurch wurden das Wissen materialisiert. In der Uni stand ich semesterlang im Labor, das machte nicht nur Spass, sondern es war auch der Lernort an dem ich Atommodelle verstand, im wahrsten Sinne begriffen habe, an dem ich anders denken lernte. Ohne die Produktion von Reagenzien wäre das nie möglich gewesen, die Veresterung kann man nur verstehen, wenn man sie macht. Dabei versteht man auf einen Schlag noch viel mehr, auch die Dinge, die zwangsläufig gar nichts mit Chemie zu tun haben (genau lesen, genau wiegen, Versuchsapparaturen konstruieren). Chemie hat mich zu dieser Zeit begeistert. Beim Lernen hat mich meine Neugierde getrieben.

Schaue ich mir heute Bildungsprozesse an, spielt das Produzieren kaum eine Rolle. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass Lernen nur in einem Anwendungszusammenhang funktioniert. Die Generalisierung kommt später, als Experte, wenn ich mit dem Gelernten spielend umgehe.

Die digitalen Medien können uns eine Hilfe sein, ein Ort, an dem Produzieren leicht fällt. Die Nutzung der digitalen Medien ist niederschwellig und dennoch verlangt es so viele unterschiedliche Fertigkeiten von uns. Digitale Medien sind formbar, gestaltbar, und damit perfekt geeignet um zu Produzieren und zwar mit Erfolgsgarantie. Die wohl nachhaltigste Eigenschaft der digitalen Medien ist aber der Rückgängig-Knopf. Damit werden digitale Produkte immer auch Forschungsgegenstand für den Lernenden. Trail and error wird möglich.