Meine Tochter hat zur Einschulung einen iPod in der Schultüte gefunden. Nachdem sie seit Wochen schon mit meinem iPad gespielt hat, wollte sie ihr eigenes Gerät haben, ihr Stück digitale Privatsphäre. Grundsätzlich habe ich so meine Probleme mit digitalen Medien in diesem Alter, solange sie nicht, wie das iPad in der Mitte der Familie wiederzufinden sind. In diesem Fall war es aber wichtiger, eine Privatsphäre auch im digitalen erlebbar zu machen. Dazu kommt, dass der iPod mit den richtigen Apps schon sehr früh ein machendes Verhältnis zu Medien prägen kann. Natürlich spielt sie auch damit, aber ebenso macht sie Fotos und Musik und dreht Videos.

Wir archivieren so viel von unseren Kindern, so wie wir sie sehen und nun haben wir schon recht früh die Möglichkeit zu erfahren, wie unsere Kinder durch digitale Geräte vermittelt ihre Welt sehen. Nein, ich habe keine Angst, dass sie (5 Jahre) in nächster Zeit Prügeleien auf dem Schulhof filmt und in ihrer Clique zum besten gibt. Ich glaube daran, dass sie die Potentiale des kleinen Mediums nutzen wird. Und nein, ich habe keine Angst, dass sie die Welt nur noch digital vermittelt wahrnimmt. Sie hat auch Freundinnen und spielt für ihr Leben gern mit Schnecken und erforscht ihren Lebensraum.

Nachdem ich ihr zeigte, wo die Kamera-App ist, war der Rest ein Selbstläufer. Nach 2 h waren die ersten 260 Bilder gemacht. Einige davon habe ich gesehen. Sie fotografiert Details. Gesichter sind immer bildschirmfüllend und es geht um die Kleinigkeiten wie Fusseln auf dem Teppich oder ein verschwommenes, weil viel zu nah fotografiertes Schrankdetail. Die Frage, wie man Bilder löscht hatte sie nach 10 Minuten selbst beantwortet. Dann haben wir zusammen die Photoshop-App nachinstalliert, ich wollte ihr noch zeigen, wie die App funktioniert, da hatte sie sich auch schon wieder mit ihrem kleinen Bruder in eine Ecke verzogen, nach 5 Minuten hatte sie mir stolz die ersten Ergebnisse präsentiert. Ausschnitte und Effekte haben den Bildern eine unwiederstehliche Asthetik verpasst.

Wer Fotos machen kann der kann auch Videos drehen. Damit kann sie sich eingehend befassen. Nicht nur bei der Reproduktion ihrer Sicht der Welt, sondern auch beim anschließenden Anschauen der Videoclips. Sie kann ihre eigenen Erlebnisse archivieren und läßt mich an ihrer Sicht auf die Welt teilhaben. Auch wenn sie für ihr Alter relativ wortgewandt ist (was sicherlich alle Eltern, weil sie Eltern sind, noch einmal intensiver wahrnehmen als Aussenstehende), zeigt sie mir ihre Welt, wie sie sie sieht und diese Welt ist nicht geprägt von der Totalen, sondern von vielen kleinen nebeneinanderstehenden Details.

Sie nennt es spielen, ich nenne es lernen und habe meiner Tochter eine Reihe von weiteren Apps installiert, die ihr eine gestaltende Auseinandersetzung mit Medien ermöglichen kann:

Folgende Apps habe ich dazu bisher installiert (für weitere Vorschläge bin ich allen aktiv Mitlesenden aber sehr dankbar):

Ausserdem braucht man noch eine Hülle für das Gerät, damit man nicht jedes Mal Schnappatmung kriegt, wenn das iPod mit in den Garten gekommen wird. Dazu empfehle ich entweder diese Hülle.