Der Erkenntnisgewinn ist ausschließlich auf das Individuum bezogen. Schule berechnet die Leistung ihrer Schüler/-innen ausschließlich auf das Individuum. In der Universität werden Gruppenergebnisse auf den/die Einzelne heruntergebrochen. Lernen folgt hier klar dem Duktus Vereinzelung. Huch, ist es nicht das, was Pädagogen den digitalen Medien häufig vorwerfen?.
Der Konstruktivismus geht davon aus, dass Wissensverarbeitung in einer Black-Box stattfindet. Sie wird beeinflusst von meiner Umgebung, Sozialisation, etc. Dennoch lasse ich es nicht zu, dass meine Konstrukte grundlegend erschüttert werden, wenn ich mit anderen Menschen interagiere, also mache ich die Informationen Anderer meinen Konstrukten ähnlich, damit ich sie einpassen kann. Selbst Perturbation, also die Verwirrung durch andere läßt meine Konstruktionen nur sehr selten zusammenbrechen. Wahrscheinlich ist das auch gut so. Digitale Medien können aber Lernsituationen initiieren, in denen Konstruktivismus nicht mehr funktioniert, bzw. seine Thesen zu kurz greifen. Wenn nicht mehr das Individuum, sondern die Gruppe und damit die Interaktion und Kollaboration im Vordergrund stehen müssen Lernprozesse als Gruppenprozesse verstanden werden.
Der Lerntheoretiker Georg Siemens hat dazu eine Lerntheorie formuliert. Er hat sie Konnektivismus genannt. Ein Auszug seiner Überlegungen findet sich in der Wikipedia:
Anders als bestehende Lerntheorien sieht der Konnektivismus den Mensch nicht als isoliertes sondern als vernetztes Individuum. So entsteht ein Netzwerk, sowohl zu anderen Menschen, als auch zu nicht-menschlichen Quellen. Dieses Netzwerk ist maßgeblich für das Lernen, da der Mensch jederzeit darauf zugreifen kann.
Siemens schafft damit die Grundlage für das Lernen im digitalen Zeitalter. Dort haben sich nicht nur die Technologien verändert, sondern auch die Beziehungen der Menschen untereinander. Eine recht interessanten Überblick zu der Lernthoerie von Siemens findet sich auch im E-learning 2.0 Blog „Lerntheoretischer Hintergrund unter 2.3 Konnektivismus – “Eine Lerntheorie für das digitale Zeitalter”
Folgende Prinzipien sind dabei die Grundlage des Konnektivismus:
- Denken und Emotionen beeinflussen sich gegenseitig und müssen daher beide im Lernprozess zur Bedeutungsproduktion berücksichtigt werden.
- Lernen besteht nicht nur aus dem Erwerb von neuen Fähigkeiten oder dem Verstehen eines Sachverhaltes, sondern auch aus der Motivation, über die ein Lerner verfügt, um schnelle Entscheidungen zu treffen oder sich mit Prinzipien auseinanderzusetzen.
- Lernen ist ein Prozess, bei dem verschiedene Informationsquellen und -knoten miteinander verbunden werden. Der Lernende kann sein Lernen erheblich verbessern, wenn er sich in ein bestehendes Netzwerk oder in einebestehende Gemeinschaft zum entsprechenden Themaintegriert.
- Es ist wichtiger zu wissen, wo man Informationen finden kann, als die Information selbst immer sofort genau zu durchdringen, da sie z.B. auch von anderen Quellen oftmals schon zusammengefasst wurde und so im Rechercheprozess schneller erschlossen werden kann.
- Der Aufbau von Konnektionen zum Erlangen von Informationen oder genauerem Verständnis führt meist zu größerenBelohnungen als das einfache Suchen. Die Pflege von Konnektionen erleichtert das Lernen.
- Lernen und Wissen erhalten eine Meinungsvielfalt.
- Lernen vollzieht sich über unterschiedliche Art und Weisen, wobei eine Lehrveranstaltung nicht der einzige “Lernkanal” sein muss (z.B. Blogs lesen, Konversationen führen usw.).
- Eine Kernkompetenz für effektives Lernen stellt die Fähigkeit dar, Verbindungen zwischen verschiedenen Wissensfeldern, Ideen und Konzepten zu erkennen.
- In einem “Kreislauf der Wissensentwicklung” ist das persönliche Wissen des Einzelnen in ein Netzwerk eingebunden, dass in Organisationen bzw. Institutionen etabliert wird. Dadurch wird ein großer Wissensfundus über die Institution im Netzwerk verteilt und kann so dem Einzelnen wiederum als Lernquelle dienen (“cycle of knowledge development”). Konnektivismus versucht dabei das Verständnisfür beide Lernarten bereitzustellen.
- Die Intention allen konnektivistischen Lernens ist Aktualität.
- Das Treffen von Entscheidungen im Hinblick darauf, was gelernt werden sollte und wie bedeutungsvoll eine Information ist, beschreibt selbst einen Lernprozess, der von Veränderungen in der Informationsaufnahme beeinflusst werden kann.
- Lernen ist ein “Wissensbildungsprozess” und bedeutet nicht, nur Wissen zu konsumieren.
(Siemens, George (2006a): About – Description of Connectivism.)
http://www.connectivism.ca/about.html
und wo liegt da der Unterschied zum Konstruktivismus???
und wo liegt da der Unterschied zum Konstruktivismus???
Neu an der Uni wäre es auf jeden Fall, Denken und Emotion gleichberechtigt nebeneinander als Wissen zu akzeptieren. Und natürlich auch das persönliche Erfahrungen als Wissen gewertet wären. Das erscheint mir bisher als sehr großer Mangel in der universitären Lehre.
Neu an der Uni wäre es auf jeden Fall, Denken und Emotion gleichberechtigt nebeneinander als Wissen zu akzeptieren. Und natürlich auch das persönliche Erfahrungen als Wissen gewertet wären. Das erscheint mir bisher als sehr großer Mangel in der universitären Lehre.
@Jupp Defoelde Im Gegensatz zum Konstruktivismus wird in dieser Lerntheorie nicht auf das autopoietische System abgehoben, sondern auf ein System, in dem der einzelne nur eine Variable ist. Zentral für das Herausbilden von Wissensstrukturen ist das Netzwerk und seine Dynamiken.
@Jupp Defoelde Im Gegensatz zum Konstruktivismus wird in dieser Lerntheorie nicht auf das autopoietische System abgehoben, sondern auf ein System, in dem der einzelne nur eine Variable ist. Zentral für das Herausbilden von Wissensstrukturen ist das Netzwerk und seine Dynamiken.
Im Artikel steht geschrieben: „Der Konstruktivismus geht davon aus, dass Wissensverarbeitung in einer Black-Box stattfindet.“ Dies ist leider nicht ganz richtig, diese Annahme stammt von den Behavioristen.
Wohl wahr, danke für den Hinweis. Die Konstruktivisten hatten sehr wohl eine Erklärung, für das, was im Kopf passiert. Jedoch ist es bei jedem Menschen etwas anderes und dadurch ist das Verstehen untereinander durch viele Missverständnisse geprägt. D.h. Konstrktutivismus heißt auch immer die Konstrukt der anderen verstehen lernen.
Motivation als Schlüssel zum Lernerfolg. Allein das Medium kann hier ganz entscheidende Impulse setzen, indem es Vernetzung erfahrbar macht. Das gilt für 1:1 als auch für 1:n Konstellationen im Unterricht.
[…] http://www.dotcomblog.de/konnektivismus-lerntheorie-fur-das-digitale-zeitalter/ […]
[…] zwischen xMOOCs, die sich auf die Videos spezialisiert haben und cMOOCs, bei denen mehr Wert auf Konnektivismus gelegt wird. Diese Lerntheorie ist im Zuge der Digitalisierung vom kanadischen Lerntheoretiker […]
[…] zu treffen. Des Weiteren stützt sich Cognitive Computing auf Lern- und Kognitionstheorien (bspw. Konnektivismus oder Lernen am Modell). Durch die Erweiterung eines Computersystems mit Kognition soll ein […]