Ich bin ein großer Fan des Opendata Networks. Sie versuchen Daten, die der Staat produziert öffentlich zu machen, solange damit keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Der letzte große „Hack“ ist der Offene Haushalt. Das Projekt gefällt mir deswegen so gut, weil die grafische Darstellung Lust macht, sich mit den einzelnen Posten zu beschäftigen, aus denen der Haushalt zusammengesetzt ist. Ich habe mir den Spass gemacht, die für mich kuriosen Posten zusammenzustellen. Es sei aber gesagt, dass sie das Zahlenwerk auf 2010 bezieht, und nicht auf den gerade diskutierten Haushalt 2011:
- Förderung des Vorschlagswesens in der BMAS (Arbeitsministerium), 20.000,00 € / na die meinen es ja ernst mit der Verbesserung ihrer Leistungen
- 10,54% des gesamten Haushalts fließt in die Begleichung der Bundesschuld / Respekt, die Zahl wird keiner aussprechen können: 36.808.600.000,00 €
- Neue Medien in der Bildung, 16.000.000,00 € / Bis dahin nur eine Zahl, die sich aber im Vergleich zum Vorjahr (8.500.000,00 €) verdoppelt hat. Viel hat man davon nicht gemerkt. Bemerkenswert ist auch noch dass es der Rubrik „Leistungsfähigkeit des Bildungssystems“ zugeordnet wurde.
- Qualitätspakt Lehre, 2.000.000,00 € / so richtig viel wird man damit nicht verbessern können.
- Studienbeihilfen für IT-Nachwuchskräfte (Zuweisungen und Zuschüsse (ohne Investitionen)) im Innenministerium, 54.000,00 € / wiederum eine Zahl, die man gut lesen kann und nicht für Überschwemmung von Nachwuchskräften steht. Mehr als 10 Nachwuchskräfte wird man damit nicht durchfüttern können.
- Beratung zur Nutzung der Ergebnisse des Weiterentwicklungsprogramms Magnetschwebebahntechnik und der Transrapid-Versuchsanlage Emsland, 515.000,00 € / Ich dachte der Transrapid wird nicht weiterentwickelt
- Geschäftsstelle der Allianz zur Beratung der Bundesregierung in Fragen des Arbeitskräftebedarfs, 500.000,00 € / Was hat die Allianz mit der Bundesregierung zu schaffen? Und warum finanziert der Staat eine ganze Geschäftsstelle? #lobbyismus
- Annähernd 10 Mio € sind in 2010 an Dienstreisen seitens des Staats vorgesehen worden / Das halte ich für einen dicken Batzen
- Zur Verfügung der Bundeskanzlerin zu allgemeinen Zwecken (Sächliche Verwaltungsausgaben), 102.000,00 € / Was macht man mit dem Geld? Hosenanzüge kaufen?
- Bezüge der Bundeskanzlerin, des Bundesministers für besondere Aufgaben, der Staatsministerin und der Staatsminister (Personalausgaben), 650.000,00 € / Bundesminister für besondere Aufgaben scheint eher ein Abstellgleis zu sein. In unserer Regierung bekleidet dieses Amt zur Zeit Ronald Profalla.
- Kleine Neu-?, Um- und Erweiterungsbauten (Ausgaben für Investitionen), 745.000,00 € / Was sind wohl kleine Umbauten im Budget (1.853.440.000,00 €) des Bundeskanzleramtes?
- Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, 1.011.760.000,00 € / Respekt, das ist viel Geld, aber nur gaaanz wenig fließt in die „digitalen Medien“, dafür aber in andere merkwürdige Posten:
- Beitrag an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 91.707.000,00 € / Hier kann man sehen, was die so machen, z.B. die Museumsinsel betreuen
- Kosten der Neuordnung im Rundfunkbereich, 5.700.000,00 € / Ich dachte, das wird aus den Rundfunkgebühren bezahlt.
- Aber dann: Ein Netz für Kinder, 1.000.000,00 € / hier die entsprechende Webseite. Das Geld wäre besser angelegt, wenn man den Kindern ein gutes Medienkompetenz-Angebot machen würde.
- Computerspielepreis, 300.000,00 € / Gutes Ansinnen
Wahrscheinlich gäbe es noch viele weitere Merkwürdigkeiten, entscheidend ist, dass ich ein Gefühl für den Staatshaushalt bekommen habe, auch jenseits der einzelnen Resorts. Deshalb ist die Arbeit des Opendata Networks mehr als die Befreiung von Daten, sie ist ein elementarer Beitrag in der Medienerziehung hin zu einem mündigen Bürger.
Ich hinterlasse mit meinem Kommentar nur kurz ein Feedback zu deiner Aufzählung „Aber dann: Ein Netz für Kinder, 1.000.000,00 €. Das Geld wäre besser angelegt, wenn man den Kindern ein gutes Medienkompetenz-Angebot machen würde.“
Medienkompetenzprojekte, wie du sie in deinem Artikel „Medienkompetenz für Kinder UND Eltern“ erwähnst, sind ein weiterer sehr wichtiger Ansatz in der Vermittlung vom Umgang mit den unterschiedlichster Medien. Das Geld, was der Bundeshaushalt für „Ein Netz für Kinder“ (1,5 Mio €, davon 1.000.0000,00 vom BKM und 500.000,00 € vom Bundesfamilienministerium ) zur Verfügung stellt, finde ich im Vergleich zu der Filmförderung als gar nichs ;), (gleichen Anspruch habe ich nicht, weil ein Vergleich beider Medien gar nicht möglich ist). Hierbei werden sicherlich nicht immer die besten Projekte gefördert, dennoch finden sich auch hier ein paar Perlen darunter, in denen durchaus Medienkompetenz (meiner Meinung nach) vermittelt wird. Bestes Beispiel ist „Europa zum Anfassen“ (http://www.boeser-wolf.schule.de/). Auch werden viele geförderte Internetseiten in reale Projekte integriert.
Aber, du hast auch recht. Mir ist aufgefallen, dass den Initiatoren und Förderer, wie auch Unterstützern oft auch der Mut für Neues fehlt. Du schreibst in dem vorhin erwähnten Artikel sehr schön: „Gerade mein letztes Seminar hat wieder einmal gezeigt, wie groß die Unsicherheiten sind. In der Konsequenz wird eher auf die Vermeidung statt auf das Verstehen gesetzt. […] Zu groß sind die Vorbehalte und zu schnell der Verbotsreflex.“ Gerade, wenn Fördermittel vergeben werden ist der Fördermittelgeber wohl in zweierlei Richtungen übervorsichtig. Er muss dem Steuerzahler Rechenschaft ablegen, wie auch den eigenen Vorgesetzten. Passiert ein kleiner Fehler mit großer Wirkung steht das Programm in Frage. Letztendlich wagt man es nicht, vorpreschende Projeke zu fördern. Dennoch glaube ich, dass einige verdammt gute Projekte unter den Geförderten zu finden sind, die in der zukünftigen Arbeit eines jeden Medienpädagogen miteingebunden werden können. 😉 Letztendlich kommt es auch darauf an, was man aus einem Angebot macht und da diese Projekte mit Steuergeldern finanziert werden, dürfen sie zumindestens in der Anfangszeit nichts in der Benutzung für den Medienpädagogen kosten.
Upps, arbeitest du nicht sogar für das Projekt „Ein Netz für Kinder“? Der Posten kommt halt so rüber, als würde das Geld für eine Webseite angelegt. Das wäre viel und im Rahmen eines Bundesprojektes wiederum wenig. Da sind ja die Budgets für Webseiten in der Regel exorbitant und würden zu der genannten Summe passen. stimme dir zu, das Geld ist deutlich besser angelegt, wenn man Menschen bezahlt, die dialogisch Medienkompetenz vermitteln. Das die Infoportale dabei nicht verschwinden sollen, versteht sich von selbst. Es geht um ein vernünftiges Verhältnis zwischen verschiedenen Aktivitäten zur Erhöhung der Medienkompetenz.