Am Samstag, den 5.12.2009 hat in Dresden der erste Kongress zum virtuellen Parlament mit dem Titel „Die Revolution im Netz – Transnationale Netzpolitik als Element einer demokratischen Kultur und Bildung des 21. Jh.“ stattgefunden. Ich war dort mit einem Vortrag zu „Mehr Beteiligung: Embedded Media in der politischen Bildung – Barcamps und Educaching“ vertreten.
Der Vortrag ging von der optimistischen Annahme aus, das vor allem dann gelernt wird, wenn die Lernenden beteiligt werden, ja Verantwortung für den eigenen Lernprozess übernehmen müssen. Ein Vertreter der Universität Furtwangen, der auch an der Umfrage zum „Phänomen Barcamps“ (die aber leider Online nicht mehr abfragbar ist) beteiligt ist, spricht bei Barcamps von einer exklusiven Masse an Menschen und keinesfalls von einem breiten Massenphänomen. Dem konnte ich nur Recht geben. Es handelt sich häufig um die üblichen Verdächtigen. Dennoch ist die Idee des Formates niederschwellig sein zu wollen. Jeder kann selbst ein Barcamp veranstalten und jeder kann an einem Barcamp teilnehmen. Soweit die Theorie. In der Praxis scheitert es häufig an den Begrenzungen der Locations. Desweiteren, so auch der Kollege aus Furtwangen, werden auf Barcamps häufig geschickt unmerklich die Sessions zu Marketingveranstaltungen umgewidmet. Ich weiß nicht, aus welcher Richtung sich solche Erfahrungen speisen, kann jedoch aus meiner Erfahrung nicht behaupten, dass man hier von Spamsessions reden kann. Die Barcamps, die ich bisher mitorganisiert bzw. mitfinanziert habe waren frei von solchen Spamversuchen. Die Finanzierung fußte allerdings auch auf öffentlichen Geldern. Es ist jedoch auch klar, dass auf Sponsoring angewiesene Camps mit dem Interesse des Geldgebers leben müssen das Produkte beworben werden. Sie sind jedoch der Barcampidee nicht wirklich zuträglich.
Es sollte in dem Vortrag jedoch klar werden, dass Bildung, und zwar nicht nur die politische den Konstruktivismus endlich Ernst nehmen sollte. Es ist egal, was hinten herauskommt. Das heißt nicht sich von Lernzielen zu verabschieden, sondern nur von dem Lösungsweg. Barcamps wollen sogar nur eine Infrastruktur zur Verfügung stellen. Nicht nur eine technische (Location, Essen und Internetzugang), sondern auch eine methodische (Vorstellungsrunde, Sessionplanung, etc.). Bei Themencamps werden sogar inhaltliche Vorgaben gemacht. Dennoch alles läßt sich anders machen. In dem Augenblick, wo jedoch dem Barcamper alle Entscheidungen abgenommen werden, handelt es sich nicht mehr um ein Barcamp. Nichts gegen andere Formate, alles hat seinen Platz und seine Zeit. Kongresse haben einen anderen methodischen Ansatz, die Verantwortung für den Lernprozess kann man auch hier dem Lernenden nicht entziehen. Denn wie sagt Lisa Rosa so treffend: „Man kann nicht nicht selbstorganisiert lernen.“
Im Rahmen des Kongresses habe ich auch eine Nachbereitung des politcamps Politcamp 09: Planung, Durchführung und Konsequenzen (5994 Downloads ) verfasst. Sie ist auch eine gute Ergänzung zu der Sammlung, die im mixxt.de Blog zu lesen ist.
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