Ich hatte gestern einen Vortrag zum „Neuen Lernen mit Medien“ gehalten. Ist glaube ich ganz gut angekommen, auch wenn das Urteil sicherlich differenzierter ausfallen würde, wenn man die Beteiligten fragen würde, übrigens allesamt Geschäftsführer oder deren Adjutantinnen von Bildungsabteilungen diverser DGB Gewerkschaften, wie z.B. IG BCE, IG Metall, Verdi, etc, also Menschen, die etwas bewegen könnten:
Zu Beginn habe ich ein Video von Wesch gezeigt:

Im Anschluss diese kurze Präsentation gezeigt um den Zuhörerinnen zu erklären, was überhaupt das neue am Web 2.0 ist.

Gewerkschaftliche Bildung

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Die Möglichkeiten das Web 2.0 in die Bildungsprozesse einzubetten wurden jedoch eher gering eingeschätzt. Leider konnte man nicht so richtig konkret werden und so fielen Anwendungsbeispiele unter den Tisch. Verdi hat sich allerdings brennend dafür interessiert, mal schauen, was sich daraus entwickelt. Die meisten hatten jedoch das Gefühl, dass die „Organisation“ also die Sekretäre überfordert seien, wenn sie das Web2.0 jetzt auch noch bedienen müssen. Aber ich sage, nein es geht um Substitution, also entweder so wie immer oder anders machen aber nicht zusätzlich. Natürlich sind die Seminarkonzepte teilnehmerorientiert, aber sind sie auch nachhaltig, fördern sie die Partizipationsfähgikeit?

„Das geht an den Bedarfen unserer Klientel vorbei“ darf nicht mehr zählen, Menschen wollen Partizipation um ihre eigenen Interessen durchsetzen zu können, das ist gleichzeitig die Motivation, sich die neuen Formen der Internetnutzung anzueignen. Die Menschen beteiligen sich, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnise berücksichtigt werden, Obama hat es vorgemacht, er hat den aktiven Wähler geschaffen. Natürlich unter besonderen Vorzeichen des amerikanischen Politik-Systems. Klar nutzen die Jüngeren das Netz viel mehr zur Mitbestimmung als die „Älteren“. Wenn aber die Gewerkschaften eher Älteren erreichen, ist es unser Auftrag, ihnen eine Stimme zu geben und sie zu befähigen, das Internet zur Durchsetzung ihrer politischen Absichten einzusetzen. Will man allerdings keinen Diskurs ist es sicherlich besser, das Internet nicht nach vorne zu bringen. Man wird es nicht glauben, diesen Absatz hatte ich schon vor dem Vortrag geschrieben, aber er reiht sich nahtlos in die Reflexion ein, genau das war auch Teil der Diskussion.

Es wurden die Potentiale gesehen, die das Web 2.0 auch jenseits der Bildungsdiskussion für die Großorganisationen Gewerkschaften entfalten könnte, aber eine Integration sei weder technisch noch strukturell gewünscht. Corporate Blogs für Gewerkschaftsfunktionäre, kleine wie große, wäre das nichts? Was wäre, wenn die Gewerkschaften eine netzgestützte Strategie verfolgen würden? Streik TV ist ein zarter anfang, die Podcasts der BCE ebenfalls, aber sie sind nicht eingebunden, es gibt keine Kommentarfunktion, sie sind in der eigenen Organisation verfangen. Sie haben keine Community um sich geschart. Wie gelingt es wkw den DAU einzubinden. Ich glaube nicht, dass sie es nicht können, sondern dass es nicht gewollt wird. Was wäre das für eine Möglichkeit für eine Organisation wie den DGB, seine Positionen zu diskutieren und Kampagnen auch mit Hilfe des Netzes zu mobilisieren? Vielleicht stelle ich mir das auch zu einfach vor, aber Großorganisationen müßten doch den Diskurs nicht scheuen. Vielleicht gäbe es mehr als eine Linie, aber solange wir dasselbe Ziel haben, spielt der Weg doch nicht immer eine Rolle, oder?
-Doch das spielt DIE Rolle. Der Vorteil eines hierarchischen Systems ist, dass es keinen Kompromiss bei der Interpretation von Zielen der Organisation geben kann. In großen Organisationen ist das sehr wichtig. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder in der SPD oder bei einer großen Gewerkschaft öffentlich sagen würde, was ihn bewegt. Die Organisation würde an Profil verlieren. Das wofür sie steht, wäre nicht mehr eindeutig und von anderen Positionen abgrenzbar. Beispiele gibt es dafür zahlreiche, Clement ist sicherlich auch so eines. Hierarchien sind also nötig, sie verunsichern weil die Positionen nicht ausgehandelt sondern von oben nach unten dekliniert werden. Falsche Interpretationen verbauen den Aufstieg. Es wird eher als Schwäche empfunden, wenn in hierarchischen Strukturen inhaltliche Auseinandersetzungen öffentlich geführt werden, so dass das „Aussen“ miteinbezogen wird. In flachen Organisationen macht sich inhaltlicher Widerspruch an der Person und nicht an der Organisation fest. Eine solche Organisation wird durch eine allgemeine Klammer zusammengehalten, sie kann jedoch viel besser in die Gesellschaft diffundieren, weil Engagement immer auf die Person zurückgeführt wird, die sich dadurch wertvoller für das Netzwerk macht.