by thenextweb.comFrüher war alles besser, da waren Medien noch einfach. Es gab die Zeitung, das Radio oder auch den Fernseher, alles in der Regel Informationsmedien, zumindest für das gros der Nutzer. Dann gab es Telefon, Briefe, E-Mail, Chat und Co. Das waren die Kommunikationsmedien. Während die Informationsmedien, je nach Reichweite und Themenfokus vor allem Inhalte von allgemeinem Interesse veröffentlicht haben, waren die Kommunikationsmedien per se für den persönlichen Austausch gedacht. Wer einen Zeitungsartikel kommentieren wollten, der hat eine Mail oder einen Brief geschrieben und hat damit den Medienbruch vollzogen, der die Informations- von den Kommunikationsmedien getrennt hat. Wie oft gab es Ärger in der Firma, wenn die Medien „falsch“ benutzt wurden, da sind per Mail Memos an mehrere 1000 Empfänger gegangen, es ging um Information. Das gab es zwar schon im Briefzeitalter, aber die Frequenz konnte digital erhöht werden. Häufig war man nicht betroffen, da der Verteiler zu unspezifisch war. Wir haben Selektionskriterien entwickelt um wichtig von unwichtig zu unterscheiden, auch wenn in Zeiten von Outlook, der Sender die Wichtigkeit definierte und nicht der Empfänger.

Twitter ist ein gutes Beispiel, wie diese Unterscheidung in Information und Kommunikation zunehmend verschwimmt. Damit werden andere Selektionsfähigkeiten verlangt. Während die Einen diesen Unterschied noch nicht bemerkt haben, haben die Anderen ihre Twitterfollower schon gruppiert in Freunde und Business, in must-have und unterhaltsam, in Berufs- und Freizeittwitterer. Sie nutzen ein und dasselbe Medium um zu kommunizieren und zu informieren. Fragen sind ebenso in der Timeline zu finden wie Lebensweisheiten und Hinweise auf interessante Webseiten etc. Twitter ist damit eines der wenigen Medien, die synchron und asynchron gleichzeitig sind. Es haben sich unterschiedliche Twitterpraktiken entwickelt, die Einen twittern punktuell viel, die Anderen suchen den Rückkanal zum Fernsehen, wieder Andere machen Wahlkampf oder eine andere zeitlich begrenzte Veranstaltung und übergeben den Account anschließend dem virtuellen Mülleimer. Da kommt man als Außenstehender schnell auf die Idee, Twitter als das Medium der Belanglosigkeiten zu beschimpfen, dabei wissen wir alle, dass Kommunikation für Unbeteiligte immer belanglos wirkt. Andererseits wird ein solches Medium auch schnell zum Vorreiter einer neuen Form der politischen Transparenz, mit der wir lernen müssen umzugehen, wie das diskutierte Twitterverbot bei der SPD zeigt, aber auch das Twittern aus der Bundesversammlung.

Um Twitter zu nutzen braucht man eine Vorstellung über das „Wie“ und das ist wesentlich schwerer zu beantworten als bei der Nutzung einer Zeitung oder des Radios. Vor allem, wenn man über Twitter nur gelesen hat, es aber noch nie selbst benutzt hat. Die Anforderungen an den Nutzer sind deshalb bei aller Einfachheit hoch komplex und individuell und wir sollten erstmal weiter experimentieren, bevor das Medium von ihren Kritikern überrannt wird.