Mir geht es um das Gefühl, das man hat, wenn irgendetwas so fundamental anders ist, als man es bisher gewohnt war. Vor vielen Jahren war Michael Wesch (Kansas State University) der erste mir bekannte Professor, der mit seinen Studierenden zusammen Youtube Videos machte, die in der Lage waren das Missverhältnis von analog und digital in Bilder zu kleiden. Seine Videos haben mir geholfen, den kulturellen Eigenheiten des Digitalen auf die Spur zu kommen. Natürlich habe ich das nicht für mich behalten, sondern es in meinen Seminaren gezeigt (Twitter und Facebook gab es noch nicht). Blöd war nur, dass die englische Sprache für meine Teilnehmenden teilweise schwer zu verstehen war:

Also habe ich mir beigebracht, wie man Untertitel schreibt und welcher Standard in Videos benötigt wird, damit der Text erstens passend zu den Bewegtbildern und zweitens unabhängig von der Videoplattform Youtube abspielbar ist. Anschließend habe ich das Video von Youtube heruntergeladen, meine Textdatei erstellt und später im Seminar in vlc abgespielt, mit synchronen Untertiteln (heute macht Youtube das entweder durch seine KI  automatisch oder gibt dem Nutzenden einen Video-Editor an die Hand).

Später dann, in einem Moment des Übermuts, habe ich die E-Mail Adresse von Michael Wesch gesucht, und ihm eine Mail geschrieben und den Untertitel angehangen. 2 Tage später schrieb er zurück, dass er die Untertitelung seinem Video auf Youtube hinzugefügt hätte und bis heute klebt dort meine deutsche Übersetzung unter dem Video.

Es wurde mir klar…

  • wie einfach es ist, vor allem mit den großartigen Menschen auf diesem Planeten in Kontakt zu kommen.
  • wie einfach es ist, sich Fähigkeiten anzueignen und
  • wie schnell man das selbst angeeignete auch wieder vergisst und wie unproblematisch das ist.
  • wie motivierend es ist, nicht nur mein Seminarproblem gelöst zu haben, sondern wahrscheinlich auch vielen Anderen geholfen zu haben.
  • dass das Netzwerk schon da war, aber ich bis dahin nie auf die Idee gekommen wäre es auf diese Art zu nutzen
  • das ich am besten lernen kann, wenn es mit aktivem Tun verbunden ist und wie häufig ich das auch schon vorher getan hatte, ohne es explizit als Lernen bezeichnet zu haben.
  • das Lernprozesse bei mir dann gut funktionieren, wenn sie ein Problem für mich lösen und wie selten Lernprozesse das in der Vergangenheit taten.
  • wie unerlässlich die digitalen Netze sind, um das „Gelernte“ (das Objekt am Ende des Lernprozesses) mit anderen zu teilen.
  • wie universell die Maschine (Computer/digitale Netze) ist, um durch sie zu lernen

Aber das wohl bekannteste Video von Michael Wesch ist dieses hier über Hypertexte:

Aber dazu vielleicht mehr in einem anderen Blogpost.