Thomas Jarzombek sagt in einem Zeit Online Interview zum Thema Internetfreiheit, das gar nicht so viel zu regeln sei, weil das meiste schon in der analogen Welt angehandelt und auf das Digitale übertragbar sei.
Ich würde dagegen halten, dass es so gut wie nie möglich ist Regeln von der analogen auf die digitale Sphäre zu übertragen.
Es handelt sich bei Digital und Analog um zwei vollkommen verschiedene Aggregatzustände, die vollkommen unterschiedlichen Dynamiken folgen.
Nehmen wir zum Beispiel das Urheberrecht. Natürlich sind sich alle darüber einig, dass die Schaffung (kreativer) Immaterialgüter entlohnt werden muss. In der analogen Welt ist das auch relativ einfach, weil man zwischen der Kopie und dem Original unterscheiden kann. Genau das kann man aber in Digitalien nicht. Es ist das Wesen des Digitalen, dass eine verlustfreie Kopie möglich ist und so mit dem Original verschmilzt. Also gibt es in Digitalien entweder nur Kopien oder nur Originale. Es sei denn, wir kultivieren die Natur des Digitalen und machen sie dem Analogen ähnlich. Dabei entstehen Perversitäten wie zum Beispiel DRM. Die sich daraus ergebende Praxis wiederum führt zu einer weiteren Verschärfung der Verwertungsrechte. Mit einer vernünftigen Kompensation für die Schaffung vom Immaterialgütern hat das wenig zu tun. Das Urheberrecht verlangt also geradezu die Ungleichbehandlung von Analog und Digital um zu einer vernünftigen Lösung zu kommen.
Die dahinterstehenden Werte übernehmen wir vielleicht sogar noch aus der uns geläufigen analogen Welt. Aber unser Handeln kann nicht übertragen werden. Für die Zukunft wird es sogar noch komplizierter, weil wir es nicht mit einer digitalen und einer analogen Welt zu tun haben, sondern mit Anatalien, also einer Verschmelzung der beiden Welten. Die daraus resultierenden Dynamiken sind uns mindestens genauso fremd, wie die, die wir aus Digitalien zu kennen glauben.
Zur Zeit keine Kommentare