Zum Hauptinhalt springen

RP15WG002: Re:public Viewing

Die Titelidee stammt ursprünglich von Peter Glaser, aber sie passt großartig zu unserer 2. Episode des rp15 WG Podcasts. Das ist hier die Quick and Dirty Version, Shownotes werden nachgereicht.

Wir sind für die digitale Revolution schlecht vorbereitet

Internet Visualisierung

CC by 2.0 by Tuftronic10000

Dieser Artikel ist inspiriert von einem Gespräch mit Lisarosa auf der relearn bei der re:publica. Auf der Republica kommen geschätze 1,5 digitale Devices auf jeden Besucher. Damit ist die Konferenz ein spannendes Labor für unser Zusammenleben in Anatalien. Tatsächlich gab es bisher keine Konferenz auf der ein stabiler Zugang zum Internet bereit gestellt werden konnte. Ein Großteil der Besucher sind Early Adopters. Sie heißen so, weil sie alles als Erste ausprobieren. Nicht alles setzt sich durch und es bleiben auch immer wieder Technologien auf der Strecke, wie der Poken.

Dennoch wird das Internet der Dinge die Anzahl der mit dem Internet sprechenden Endgeräte verdoppeln bis verdreifachen, mit denen sich ein einzelner Mensch umgibt: Brillen, Schmuck, Geldbörsen, externe Festplatten. Aber auch Parkuhren, Heizungen, Waschmaschinen, Robostaubsauger, Fenster, Schließsysteme, TV, Radio und all die anderen Gegenstände, die noch erfunden werden müssen. Die Republica beweist aber jedes Jahr aufs Neue, dass die Sache mit dem Internet ab einer gewissen Zahl an Zugriffen anfällig für den Kollaps wird. Zur Zeit ist diese Erfahrung nur zu besonderen Zeiten spürbar, zum Beispiel auf Sylvester, aber auch bei größeren Festivals. Je mehr Menschen jedoch mit internetfähigen mobilen Geräten ausgestattet werden, die ohne zu fragen dauerhaften Kontakt mit dem Funkmasten halten, um so instabiler werden die uns zur Verfügung gestellten Netze dann auch in Schulen, Bürogebäuden, Einkaufszentren, Fussballstadien oder Innenstädten.

Wahrscheinlich werden die Provider dieser Welt das Problem irgendwann in den Griff bekommen, genauso, wie die Stromversorger ihre in den 60er-80er Jahren nicht ungewöhnlichen Stromausfälle in den Griff bekommen haben. Zur Zeit zumindest scheint die Infrastruktur nicht für den massenhaften Ansturm gewappnet zu sein. Und wir sollten froh sein, dass es noch so viele mobile Offliner gibt, Tendenz rapide fallend.

Aber wenn das Wlan ausgeknipst ist, ist noch etwas anderes zu beobachten. Vor allem bei denen, die im Internet wohnen bleibt die Wut und Fassungslosigkeit nicht aus. Ich habe dazu ein paar Tweets der diesjährigen Republica in einem Storify gesammelt:

Gesammelte WLAN Rants

Gesammelte WLAN Rants

http://storify.com/guibro/rp12-und-das-internet

Abgesehen davon, dass auf einer Konferenz über das Internet das Internet zumindest als Anschauungsmaterial nicht fehlen sollte, fällt es uns schwer über das Internet zu sprechen ohne es zeigen zu können. Vieles von dem, worüber wir reden, braucht eine Visualisierung ohne Metaphorik, weil unsere Sprache bisher keine adäquaten Worte für das im Internet hat. Es ist eben nicht wie eine Autobahn (Datenleitungen), eine Visitenkarte (Webseite), Telefon (Skype) oder ein Tagebuch (Blog).

Auch der Deutschlandfunk hat sich in seiner Sendung Computer und Kommunikation mit „Netzbremse: Mobile Geräte und die zunehmende Überwachung verlangsamen das Internet“ beschäftigt. Die Webseite http://www.internettrafficreport.com/ gibt in Echtzeit Staumeldungen heraus. Ebenso zeigt der amerikanische Internetprovider Akamai, dass das Internet langsamer wird. Im Bericht werden für die Netzbremse folgende Gründe genannt:

  1. Es ist langsamer, weil die mobilen Anwedungen zugenommen haben (umstritten)
  2. Datenaufkommen ist stark gestiegen, die Infrastruktur ist dafür nicht ausgelegt (nicht umstritten)
  3. Zunahme der Internetüberwachung verlangsamt den Internetdatenverkehr, deshalb ist zum Beispiel in Asien das Internet im Durchschnitt langsamer (siehe Internettrafficreport)

Was der Bericht vom Deutschlandfunk zeigt ist, dass nicht wie bei der re:publica das Netz ausfällt, sondern immer unzuverlässiger wird. Immer weniger Pakete erreichen auf Anhieb ihr Ziel und müssen doppelt und dreifach ausgeliefert werden. Der Internetnutzer wird es am Ende als langsam empfinden. In Wirklichkeit ist es aber nicht nur die schlecht ausgebaute Infrastruktur, die dafür verantwortlich ist.