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Chatbot zur Digitalen Selbstverteidigung

Im Rahmen der medienpolitischen Arbeit des Bildungszentrums ist ein Chatbot auf der Basis von h5p entwickelt worden, mit dem Programme und Haltungen rund um das Thema Datensicherheit erlernt werden können. In regelmäßigen Abständen führt das Bildungszentrum Online-Seminare durch, die eine Einführung in die Benutzung der Chatbot-Simulation geben.

Du kannst den Bot natürlich auch versuchen auf eigene Faust zu erkunden:

Alle ergänzenden Materialien als zip-Datei.

H5P-Lern-Content erstellen mit Lumi

H5P kenne und nutze ich schon länger. Bisher war allerdings die Erstellung für mich entweder auf Moodle oder WordPress reduziert. Das heißt, ich brauchte Internet, etwas, auf das man sich nicht verlassen sollte. Im entscheidenden Moment ist es dann meist nicht da. Man kann sich natürlich auch einen lokalen Webserver installieren und dann dort ein Moodle oder WordPress aufsetzen, aber … merkt ihr selbst.

Vor kurzem bin ich über Lumi gestolpert. Damit kann ich das Dateiformat h5p öffnen, bearbeiten oder auch ganz neu erstellen. Das alles komplett lokal. Also habe ich angefangen, interaktive Inhalte auch auf meiner Webseite, vor allem im Educaching-Bereich größtenteils in h5p Elemente umzubauen. Vorher war das auch schick mit Tags innerhalb meines WordPress-Themes gelöst. Das hatte allerdings zwei Nachteile:

  1. Mit der Umstellung auf Blocks funktionierten die Tags im Theme nicht mehr
  2. Für Nutzer*innen ist es ziemlich nervig, die Inhalte zum Wiederverwenden, wie zum Beispiel die Educache-Ideen aus meinem Blog herauszubekommen

Ich musste also eh mal die Educaches fixen und haben nun alles in h5p gegossen, jetzt können die gewünschten Inhalte auch direkt von meiner Seite heruntergeladen und im eigenen Lumi bearbeitet, verändert, angepasst oder was auch immer werden. Alle meine h5p Dateien speichere ich nun hier in meinem Blog und binde sie von dort an unterschiedlichen Stellen ein. Auch auf anderen Webseiten, die ich betreue und auch in den Moodles, in denen ich Kurse konzipiere.

Lerneinheit zur kritischen Auseinandersetzung mit KIs

Im Rahmen eines Seminar zur Zukunft der Arbeit und den Grenzen der Digitalisierung bei der IG Metall im Bildungszentrum Sprockhövel mit Arbeitnehmer*innen haben wir uns mit der sogenannten KI, künstlichen Intelligenz beschäftigt und den Begriff nicht nur entzaubert, sondern auch ganz praktisch die Grenzen, aber auch Möglichkeiten künstlicher Intelligenz ausgelotet.

Zu Beginn des Tages (ja, die hier vorgestellte Lerneinheit dauert mindestens einen Tag (7 Stunden), es kann aber auch als Steinbruch verstanden werden) haben wir als Warm Up auf iPads Montagsmaler gegen die KI gespielt. Dazu haben wir mehrere Teams gebildet. In einer Testrunde haben alle Teams die KI (Quickdraw with Google) kennengelernt, die versucht, die auf den Tablets gemalten Bilder zu erraten. Danach wurden 3 Runde gespielt, bei denen jeder im Team abwechselnd einmal malen musste. Insgesamt müssen in jeder Runde 6 Bilder gemalt werden, aber nicht alle werden von der KI erkannt. Je länger man mit der KI zusammenarbeitet, um so besser werden in der Regel die Erkennungsraten. Wenn die KI nicht erraten konnte, was gemalt wurde, kann man in der Ergebnisansicht auf das entsprechende Bild klicken und bekommt auch eine Erklärung die vermuten lässt, wie der Algorithmus funktioniert.

In der nachfolgenden Reflexion wird auch deutlich, wie wichtig es ist zu verstehen, auf welcher Basis die KI Entscheidungen trifft, um dann eben auch Fehlentscheidungen zu verstehen. Es zeigt aber auch, dass sich selten die KI an den Menschen anpasst, sondern wesentlich wahrscheinlicher und schneller sich der Mensch an die KI anpasst.

Anschließend habe ich in die Geschichte der KI (hier findet ihr die gesamte Präsentation, aber auch die 4 Folien zur Geschichte, bitte auch die Notizen mit den Links beachten) eingeführt, bzw. die Geschichte digitaler Automaten. Dabei kommt man natürlich nicht am Schachtürken (oder als Episode aus dem Podcast „Geschichten aus der Geschichte“) und auch nicht am Turing Test vorbei. Der Vortrag leitet über zu den Erkenntnissen eines Buches mit dem Titel Fake AI, es wurde vor kurzen auch bei Netzpolitik.org besprochen. Einen entsprechenden Vortrag gab es auch auf der Republica 2022 zum nachschauen:

Anschließend haben wir uns die verzweifelten Versuche angeschaut, wie eine KI versucht selber Texte zu schreiben, bzw. weiterzuschreiben mit einer Demo von Inferkit. Mit englischsprachigen Texten funktioniert es deutlich besser als mit deutschsprachigen Texten. Die Demo stützt einige der Thesen, die in dem Vortrag zu Fake AI aufgestellt werden:

  • Software wird „unpassenderweise für Probleme eingesetzt, die sie gar nicht lösen kann“ (Adeba Birhane, Cheap AI)
  • Opfer dieser halbgaren Ansätze sind häufig sozial Schwache und Angehörige ethnischer Minderheiten (Beispiel Gesichtserkennung)
  • Problem: widersprüchlichen Identitäten von Menschen in einfache Klassifikationen packen
  • Automatisierte Entscheidungen seien „schwierig zu prüfen, zu gewichten, und zu verstehen, sogar für die Entwickler:innen
  • KI Definition heute: Eine mathematische Methode, um Muster in Datensätzen zu finden, also ein anderes Wort für Statistik.

Mit der App Google Lens (Android, Apple) haben die Teilnehmenden auf Tablets experimentiert, in dem sie mit der Fotokamera Bilder machten und Google danach suchen ließen, von QR Codes, von Blumen und Bäumen, von Tieren, aber auch Menschen. Es war eine forschende Umgebung, bei der die Kolleg*innen untersuchte, was bei Bilderkennung gut funktioniert, was aber auch nicht. In der Nachbereitung haben wir gemeinsam geklärt, warum das so ist.

Zuletzt und damit haben wir sehr viel Zeit verbracht, haben wir die Gruppe in 4er Gruppen aufgeteilt und in die Webapp Teachable Machine eingeführt (dafür sind Laptops notwendig, die Webapp funktioniert nicht auf Tablets):

Der Auftrag war eine KI zu entwickeln, mit einer für sie sinnvollen Anwendung und anschließend ihre KI zu trainieren. Dazu werden mehrere Klassen definiert um unterschiedliche Erkennungszustände zu definieren. Also zum Beispiel Gesichter mit Maske als eine Klasse zu definieren und Gesichter ohne Maske als eine weitere Klasse zu definieren. Ausprobiert werden kann auch eine Klasse, bei der die Maske falsch aufgesetzt wird, indem zum Beispiel die Nase freigehalten wird. Anschließend werden gemäß der Klassen Gesichter fotografiert und in einer weiteren Phase der Algorithmus trainiert.

Es gibt mehrere Regler, an denen man den Algorithmus optimieren kann. Man kann die Epochen, die Batchgröße und die Lernraten verändern. Es ist in wenig Trial and Error, bis die Maschine das tut, was sie soll. Aber das macht die Teachable Machine ja auch so interessant für die erlebnisorientierte Medienbildung.

Abschließend mussten die einzelnen Gruppen ihre KIs der Gruppe in einer Art Pitch vorstellen. Es war also eingerahmt in eine kurze Präsentation und Demo der KI. Eines der schönsten Beispiele war eine KI, die erkennt, ob eine FFP2 Maske getragen wird oder nicht. Dazu mussten viele verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven mit und ohne Maske fotografiert werden. Je diverser der Datensatz um so besser funktioniert die anschließende Erkennung.

Es zeigt sich, dass alle KIs ihre Tücken haben und keine zu 100% funktionierte (noch nicht mal zu 80%). Diese Erkenntnis war am Ende auch die Grundlage über den Einsatz von KIs in der Arbeitswelt zu diskutieren. Wo kann eine solche Fehleranfälligkeit toleriert werden und wo nicht.

Weitergehende Materialien

Erlebnispädagogische Medienbildung

Auf der Edunautika habe ich eine Session zu Digitaler Bildung in Präsenz gemacht (übrigens ein typischer post-Pandemie-Titel. Wir wissen natürlich, dass Bildung mit Digitalem selbstverständlich in Präsenz möglich ist und eigentlich der Standardzustand ist) und dabei die Idee der erlebnispädagogischen Medienbildung vorgestellt. Ausserschulische Medienbildung war schon immer näher an der Erlebnispädagogik als an klassischen kognitiven Bildungsprozessen. Dazu gesellt sich auch die wesentlich selteneren Angebote für Erwachsene.

Die politische Medienbildungsarbeit mit Erwachsenen ist zumindest in der gewerkschaftlichen Tradition immer stark an die Erlebnispädagogik angelehnt gewesen. Neben den vielen staubigen, uninspirierten Computerkursen, in denen Anwendungsprogramme gebimst wurden, war die Arbeitnehmenden-Bildung der Gewerkschaften, die solche Medienseminare im Angebot hatten geprägt vom Erlebnis am Rechner und der anschließenden Reflektion im Seminarraum.

Die produktionsorientierten Aufgabenstellungen sind schon jahrelang Inhalt dieses Blogs. Einige habe ich hier noch einmal zusammengestellt:

Zusammengefasst heißt erlebnisorientierte Medienbildung ein Erlebnis mit dem PC, Tablet zu erzeugen. Das kann eine kleine Filmproduktion sein, die Erstellung einer Zeitleiste oder Infografik. Die Produktion in der Gruppe es zentraler Bestandteil des Erlebnisses. Das Erlebnis findet in der Regel ausserhalb des Tools statt. Anschließend wird der Produktionsprozess, bzw. der Innovationsprozess reflektiert und es werden im Fazit Lessons Learned abgeleitet.

Geschichte der Privatsphäre

Mal wieder ein wenig Content zum herunterladen und weiternutzen. Ich habe für ein Seminar bei der IG Metall einen Zeitleiste zur Geschichte der Privatsphäre erstellt:

Nach einer Durchsicht der Zeitleiste sollten sich die Kolleg*innen mit folgenden Fragen auseinander setzen:

  1. Was oder welche Trigger haben das Konzept der Privatsphäre hervorgebracht? 
  2. Ist die Technik eher ein Treiber oder ein Bremser der Privatsphäre? 
  3. Wie ändern sich Machtverhältnisse in einer Gesellschaft, in der Privatsphäre immer wichtiger wird? 
  4. Ist Privatsphäre kulturell angeeignet oder ist es ein grundlegendes menschliches Bedürfnis? 
  5. Wie hängen Eigentum und Privatheit zusammen?
  6. Welche Rolle spielt das Private für die Demokratie? Diskurs vorbereiten. Geschützte Räume 

Vermutlich gibt es noch weitere Ereignisse, die ihr gerne der Zeitleiste hinzufügen würdet. Dann ladet euch das Tool Lumi herunter. Damit könnt ihr sogenannte h5p Dateien verarbeiten/editieren.

Verlinkt auch gerne eure erneuten Veröffentlichungen mit diesem Beitrag, damit andere und ich sehen können, wie sich die Zeitleiste weiterentwickelt.

Content vor Infrastruktur

Bei der Einführung von Moodle in Organisationen ist mir aufgefallen, dass die sogenannten Early Adopters meist nicht mehr brauchen, als die Infrastruktur, den Rest eigenen sie sich selbst an und nutzen anschließend moodle für ihre Zwecke. Sie sind experimentierfreudig und machen per Trial and Error ihre Erfahrungen. Sie sind leidensfähig genug, um das Scheitern in Erfahrung zu verwandeln.

Early Adopters sind aber selten. Die überwiegende Zahl lässt sich nur schwer motivieren mit Moodle zu arbeiten. Sie brauchen einen anderen Zugang, um ein digitales Werkzeug für sich und ihre Pädagogik zu erschließen. 

Content, konkrete Beispiele, fertige Quizze, H5Ps oder ganze Moodlekurse sind für die überwiegende Mehrheit ein motivierender Einstieg. 

Das gilt übrigens auch für Digitale Werkzeuge jenseits von Moodle. Sobald eine Lerneinheit gemeinsam erlebt wurde, wntsteht schnell die Bereitschaft, sich auch selbst an solche Werkzeuge heranzutrauen.

Neben der Bereitstellung fertiger digitaler Inhalte ist die gemeinsame Umsetzung im Seminarraum eine weitere Unterstützung, um sich auf neue digitale Bildungsprozesse einzulassen.

Gemischte Teams, in denen sich die unterschiedlichen Fähigkeiten abbilden, sind vermutlich die beste Fortbildung für Lehrende, die sich unsicher im Einsatz digitaler Medien fühlen.

Beispiele jenseits von Moodle gibt es zahlreiche. Das Cryptpad zum kollaborativen Arbeiten, beispielsweise zur Entwicklung einer Präsentation, um dem Plenum das Ergebnis einer Internetrecherche zu vermitteln. Klingt so trivial dahingeschrieben. Wenn man es im Seminarraum wirklich erfolgreich durchführen will, geht es um mehr als die Beherrschung des Cryptpads. Die Wahl des Endgeräts, eine Einführung in die Möglichkeiten der Software, eventuelles anlegen von Vorlagen, auf die zurückgegriffen werden kann, Formulierung einer konkreten Aufgabenstellung. All das muss bedacht werden. Die Betreuung der Gruppen, auch jenseits der Technik (die wenigsten haben Erfahrungen mit kollaborativen Arbeitsumgebungen, in denen Dateien nicht mehr gespeichert werden) ist mit eine der wichtigsten Aufgaben der Referentinnen. 

Kurzum, solche Erfahrungen im Team gemeinsam zu reflektieren und weiterzugeben, ersetzt jede gute Fortbildung. 

Tltr: Wenn du willst, dass digitale Transformation auch im Bildungsprozess stattfindet, reicht es nicht, die Infrastruktur bereitzustellen und die Lehrenden zu schulen. Du brauchst guten einfach weiterzunutzenden Content, best practise (gut dokumentiert in ZIM Papieren) und du brauchst teamteaching um voneinander zu lernen und die konkrete Umsetzung im Seminarraum zu erleben.