Zum Hauptinhalt springen

Abrechnung mit Keine Bildung ohne Medien(pädagogik)

KreidezeitZur Vorgeschichte: Prof. Niesyto, Medienpädagoge an der Uni Ludwigsburg hatte vor einiger Zeit ein medienpädagogisches Manifest verfasst. Es war aber wohl weniger das Manifest selbst als vielmehr der Titel, der einen großen Zuruf hervorrief und die Medienpädagoginnen in Deutschland mobilisierte: „Keine Bildung ohne Medien“. Mich hat das Motto auch gepackt. Ich deutete es als eine Abkehr von alten Zöpfen und als eine adäquate pädagogische Antwort auf die geänderten Aggregatzustände im digitalen Zeitalter.

Es wird aber beim Lesen des Manifestes schnell klar, dass es weniger um eine Verankerung der Medien als vielmehr um eine Verankerung der Medienpädagogik in den verschiedenen Bildungsbereichen geht:

„In dieser Situation ist es geboten, Medienpädagogik dauerhaft in allen Bildungsbereichen zu verankern.“(medienpädagogisches Manifest)

Und so hat der gesamte Kongress die Heilsversprechen seines Mottos nicht eingelöst. Alle Referenten hatten die Forderung nach einem Unterrichtsfach Medienkompetenz im Kopf und weniger die Durchdringung von Bildungsprozessen durch Medien. Die damit einhergehende entnüchternde Perturbation ist bei mir schnell mit Kongressbeschimpfung kompensiert worden. Dabei darf es nicht bleiben, deshalb haben wir die unten angeführte Gegenveranstaltung organisiert.

Ich schreibe den Blogpost natürlich vor allem in der Hoffnung, dass ihn auch die Teilnehmenden lesen, die keine #kmobs sind und nicht an der Gegenveranstaltung teilgenommen haben.

In die Konzeption des Kongresses ist man viel zu schnell von einem Konsens des Manifestes ausgegangen, statt darüber zu streiten, was sich an der Profession des Medienpädagogen im digitlen Zeitalter ändern muss. Der Kongress wollte politische Forderungen formulieren, das ist vor diesem Hintergrund schier unmöglich gewesen.

Medien werden von Medienpädagogen (und ähnlich wie bei Lehrern darf man auch hier nicht alle in einen Topf werfen, es gibt auch hier schwarze unter den weißen Schafen) immer noch als Werkzeuge und nicht als ein den Alltag vollends durchdringendes Medium begriffen (nicht nur den tollen Artikel zum Medienbegriff von @lisarosa lesen, sondern auch Rückrim lesen!). Um den Leitmedienwechsel aber vollziehen zu können, müssen die Medienpädagogen die digitalen Medien adaptieren und sich nicht vor ihnen in Sicherheit bringen.

Medienpädagogen müssen die emanzipatorischen Potentiale der Medien aufspüren um sich dialogisch einem neuen Medienbegriff aneignen zu können.

Es war deshalb auch richtig am 2. Tag des Kongresses eine Gegenveranstaltung zu organisieren um mit Ähnlichdenkenden den Dialog mit den Veranstaltern zu suchen. Dort haben wir auch eine ganze Reihe an Forderungen zusammengetragen, die ich hier nicht weiter vertiefen will. Der Zuspruch für eine bundesweite Mitarbeit war groß, einer der Eigentschaften des Aggregatzustandes digitaler Medien ist nämlich everywhere, embedded und realtime. Und das sollte man sich sooft es geht zu nutze machen. Medien erweitern so auch unsere Realität ganz ohne Drogen :-).

Immer schön Beta bleiben

Sessionplan educamp 11 Samstag

CC by-nc 2.0 schaumburg (flickr)

Ich habe ja nur den letzten Tag des Educamps erlebt, aber ich hatte schon 2 Wochen zuvor Thomas in Bremen besucht und war von der Location begeistert. Das Motto des Camps war „Lernräume gestalten“. Wenn schon nicht in einer mir bekannten Session, so wurde die Diskussion zumindest in der Nachbetrachtung aufgegriffen. Es war ohne Zweifel eine einzigartige Atmosphäre, die auch nur schwer auf andere Lernorte übertragbar sein drüfte, aber das macht ja gerade den Reiz einer guten Veranstaltung aus, dass sie sich nur schwer kopieren lässt.

Ich selbst habe gemerkt, Weiterlesen

Computer für Kinder ab 2 Jahre

Kinder ab 2 – 3 Jahren bringen häufig die nötigen feinmotorischen Kompetenzen mit, um mit einer Maus am Computer zurechtzukommen. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die spielerische Integration digitaler Medien nicht früh genug beginnen kann. Häufig versuchen Eltern so lange wie möglich Kindern den Umgang mit bildschirmbasierten Medien zu ersparen. Fakt ist jedoch, dass Kleinkinder eher mit dem TV als mit dem PC großwerden, auf der anderen Seite wird ihr Leben vermutlich zukünftig stärker vom Computer als vom TV bestimmt sein. Es geht um einen gesunden Mix unterschiedlicher Angebote, dabei ist der Computer natürlich nur eines unter sehr vielen, der Spielplatz und der Zoobesuch gehören natürlich auch dazu. Digitale Medien gehören dabei in die Mitte des familiären Lebens. Falls also irgendwo noch ein alter Laptop herumstehen sollte bietet es sich an an dieser Stelle weiterzulesen.Weiterlesen

Gemeinsam statt einsam

Kinder gemeinsam am Computer

CC by Sam Howzit (flickr)

Der PC verschwindet in den persönlichen Räumen seiner Nutzer und wird dort hinter verschlossenen Türen benutzt. Sollte in der Schule ein PC Raum vorhanden sein, gleicht auch dieser eher einem Sprachlabor als einem Gruppenraum. Wenn Eltern mal eine Pause von ihren Kindern benötigen, wird häufig der Fernseher eingeschaltet. Bei einer solchen Mediensozialisation über den Schutz der Kinder nachzudenken klingt nachvollziehbar, weil selten der PC in die soziale Interaktion integriert ist, sondern die Kinder per default mit den Medien alleingelassen werden. Die gerade aufkommenden Tablets könnten einen solchen Nutzungswandel befördern. Sie eignen sich um die digitalen Medien in die Gruppenarbeit zu integrieren, ein entsprechendes Konzept dazu nenne ich embedded Media.

Aber Medien werden durchaus auch in soziale Kontexte eingebettet, z.B. bei sportlichen Großereignissen, versammelt man sich in größeren Gruppen vor den Leinwänden, dabei rückt das Medium zwangsläufig zwischen die Menschen und nicht vor sie. Auch die Wii läßt Spielkonzepte zu, die Gemeinschaft erforderlich macht. So trifft man sich zum gemeinsamen Spieleabend, um im Kreise seiner Bekannten Singstar und andere bildschirmorientierten Medien zu spielen. Das Radio ist auch klassischerweise ein Medium, das sich in unseren Alltag einbettet, hat jedoch keinen Bildschirm und ist so schwer vergleichbar.

Wer seine Kinder vor den Bildschirm abschieben will, der sollte über Schutzräume nachdenken, wer jedoch den Bildschirm in eine soziale Interaktion einbettet, der sollte sich Gedanken darüber machen, wie entsprechende Räume zu gestalten sind. Hier ein paar konkrete Vorschläge:

  1. In Schulen müssen Rechner als Lerninseln in die Klassenzimmer. So ist garantiert, das sich dort nicht jeder vor seinen eigenen PC verkriechen kann. Lehrer sollten Gruppenarbeiten organisieren, in denen die Schüler den PC als Produktionsmaschine und nicht als Informationsmaschine erleben. Konkrete Beispiele findet man unter pb21.de
  2. Her mit den Laptops. Das gilt auch für das familiäre Umfeld. So kann die Nutzung des PCs in die Interaktion integriert werden. Bildschirme sind keine Babysitter, sondern Kommunikationsermöglicher.
  3. Eigene Infrastrukturen erbauen. Konkret: Die SchülerInnen der Friedensschule haben eine Schwäche für das Chatten, wahrscheinlich nicht nur sie. Sie bekamen die Empfehlung sich per IRC einen eigenen Chatroom, womöglich passwortgeschützt, einzurichten.
  4. Admin werden: Wer fremde Dienste nutzt und diese nicht versteht, wird weniger Verantwortung für das Ganze übernehmen können, als wenn die Infrastruktur selbst betrieben wird. Das gilt auch für das Kindernetz, in dem letztendlich kommerzielle Unternehmen für den Schutz der Kinder sorgen. Ein wenig geht es auf den Aufruf von Mercedes Bunz zurück.

Die obengenannten Projekte gehen davon aus, Infrastrukturen gemeinsam zu verwalten, und diese nicht in die Hände der „Großen“ Wissenden zu legen. Leitmedienwechsel heißt eben auch Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen. Das war sicherlich zu Zeiten der traditionellen sendenden Medien noch anders, da sie keinen Gestaltungsspielraum offerierten. Die diversen Jugendstudien haben gezeigt, dass viele Jugendlichen zwar reflektiert mit ihren Daten umgehen können, aber nicht das System als solche verstehen. Der PC ist eine Universalmaschine. Sie wird jedoch in ihrer Nutzung immer stärker auf das www reduziert. Diesen Fehler machen auch die Jugendschützer. Aus meiner Sicht ist gemeinsam statt einsam alternativlos. Es muss nicht gesagt werden, dass die Jugendlichen bei dem Bau ihrer eigenen Infrastrukturen zu unterstützen sind.